Die Weltklimakonferenz, die jährliche Großveranstaltung der Vereinten Nationen zum Klimawandel, fand dieses Jahr in Ägypten statt und brach gleich mehrere Rekorde – nicht nur bei der Teilnehmerzahl. Nach zwei Jahren, in denen öffentliche Zusammenkünfte aufgrund der COVID-19-Pandemie nur eingeschränkt möglich waren, konnte nun mit fast 35 000 Präsenzteilnehmerinnen und -teilnehmern zur Normalität zurückgekehrt werden.

Ursprünglich wurde die Konferenz einberufen, um sich auf Vorschläge und Lösungen dafür zu einigen, wie sich der Klimawandel bekämpfen lässt, und Strategien zu finden, um seine Folgen abzumildern und sich daran anzupassen. Mittlerweile ist sie eher zu einer Bühne geworden, auf der aufgezeigt wird, wie sich der Klimawandel auf jeden Einzelnen auswirkt – unabhängig von der Herkunft und den Lebensgrundlagen. Die COP 27 war mit Erwartungen und Tagesordnungspunkten überfrachtet. Neben den Anstrengungen zur Senkung der CO2-Emissionen wurde über viele verschiedene politische Themen von gesundheitlichen Fragen über Geschlechtergleichstellung bis hin zu Menschenrechten verhandelt. Erstmals stand auch die Landwirtschaft auf der Tagesordnung. Dadurch wurden zwar die besorgniserregenden Auswirkungen der Schädigung von Wald und Boden auf unsere Lebensmittelsysteme und die Existenzgrundlage der Landwirte deutlich, doch wurde damit auch ein bereits übermäßig komplexes Problem um eine weitere Dimension ergänzt.

Das nach einer rund 36-stündigen Verlängerung der Konferenz erzielte Endergebnis trägt mehr der Klimagerechtigkeit als dem Klimaschutz Rechnung. Eine positive Überraschung war die Einigung über einen Fonds für Klimaschäden und -verluste, d. h. über die Bereitstellung finanzieller Unterstützung zum Ausgleich der Umweltschäden und -zerstörung, die durch den Klimawandel in den am stärksten gefährdeten Entwicklungsländern verursacht wurden oder werden. Dieses Thema stand seit fast zehn Jahren im Raum, bevor es dieses Jahr endlich auf die Tagesordnung der COP gesetzt wurde.
Weniger, oder besser gesagt keine Fortschritte wurden im Hinblick auf einen entschlosseneren Klimaschutz, d. h. ehrgeizigere Maßnahmen und Verpflichtungen der Länder zur Verringerung ihrer CO2-Emissionen, erzielt. Ein Versuch der Verhandlungsführer aufseiten der Europäischen Kommission, ihre Unterstützung für den Fonds für Klimaschäden und -verluste an Zugeständnisse der größten Emittenten, insbesondere Chinas, für eine erhebliche Senkung ihrer Emissionen zu knüpfen, scheiterte. Bei einigen Ländern bestand sogar die große Gefahr von Rückschritten in Bezug auf die Ziele, die bereits im Pariser Klimaschutzübereinkommen von 2015 und im vergangenen Jahr auf der COP 26 in Glasgow vereinbart worden waren.

So wurden durch die als „COP der Umsetzung“ bezeichnete Weltklimakonferenz in Scharm El-Scheich zahlreiche zuvor erzielte Fortschritte gefährdet, vor allem das vereinbarte Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C. Die Länder stritten über den Status Chinas (Gilt es noch als Entwicklungsland oder nicht?), über die Frage, ob ein schrittweiser Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen oder lediglich ein Kohleausstieg anzustreben ist, über die an die Fonds und Technologien geknüpften Bedingungen und Vieles mehr.
Diese Dynamik wirft große Zweifel daran auf, ob das Format der COP noch zweckmäßig ist. Das wichtigste Ziel – nämlich eine weltweite Einigung über die Notwendigkeit zur Verringerung der CO2-Emissionen – wurde auf der COP 21 in Paris vereinbart. Die Umsetzung dieses Ziels, also welche Methoden zur Emissionserfassung oder Reduktionskontrolle einzusetzen sind, oder welche Stellen dafür zuständig sein und wo diese angesiedelt sein sollten, sind höchst technische Fragen, die vielleicht nicht im Kreis von Ministern aus fast 200 Ländern verhandelt werden sollten – besonders dann, wenn auf jeder Konferenz bei jedem einigen Vertragsparteien missfallenden Thema wieder bei Null angefangen wird. Die Umsetzung sollte vielmehr auf technischer und operationeller Ebene behandelt werden, nicht auf jährlichen Treffen der Staats- und Regierungschefs. Stattdessen sollten die Vertragsparteien in größeren Zeitabständen zusammenkommen, sobald erneuter Einigungsbedarf besteht, um voranzukommen.

Unterm Strich ist die COP 27 in Ägypten somit nicht den Erwartungen im Hinblick auf einen konkreteren oder ehrgeizigeren Klimaschutz gerecht geworden, auch wenn gewisse Fortschritte im Bereich der Klimagerechtigkeit zu verzeichnen sind. Hingegen diente sie sehr erfolgreich als Plattform, um Klimaschutz-, Menschenrechts- und Umweltaktivistinnen und -aktivisten zusammenzubringen, Klimaschutzmaßnahmen bekannt zu machen oder auf ihr Fehlen hinzuweisen und weiter für die realen und konkreten Gefahren des Klimawandels zu sensibilisieren.