Schülerinnen und Schülern aus weiterführenden Schulen in ganz Europa legten Věra Jourová, die als Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für Werte und Transparenz zuständig ist, acht konkrete Vorschläge vor. Sie nahmen an der virtuellen Jugendveranstaltung „Your Europe, Your Say!“ (YEYS2022) teil, die dem Thema „Die Wahrheit über Lügen. Jugendliche entlarven Fake News und Desinformation“ gewidmet war. YEYS2022 wurde am 31. März und 1. April 2022 vom Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) ausgerichtet.
In zwei Tagen voller lebhafter Online-Diskussionen und Debatten erarbeiteten die 99 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 16 bis 18 Jahren, die an #YEYS2022 teilnahmen, einige konkrete Empfehlungen, die Kommissionsvizepräsidentin Věra Jourová in einem abschließenden Plenum vorgestellt und mit ihr erörtert wurden.
In der Bildung liegt der Schlüssel für den Schutz unserer Gesellschaft vor Desinformation und Fake News
, erklärte Frau Jourová zum Abschluss der Veranstaltung Your Europe, Your Say 2022 in ihrem Kommentar zu den Empfehlungen der Schülerinnen und Schüler. Vizepräsidentin Jourová ging auf alle ein und erörterte sie nacheinander mit den Schülerinnen und Schülern. Gerade in Kriegszeiten ist Desinformation eine Bedrohung für unsere Gesellschaft. Wir müssen uns diesem Problem stellen und gleichzeitig darauf achten, dass die Meinungsfreiheit nicht angetastet wird
, erklärte sie abschließend.
Das empfehlen die Schülerinnen und Schüler:
- Die EU-Mitgliedstaaten sollten auf nationaler und europäischer Ebene Sensibilisierungskampagnen durchführen, um über die Gefahren von Desinformation aufzuklären und zu vermitteln, wie leicht Desinformation zur Polarisierung der Bevölkerung und zur Verbreitung von Hassbotschaften führen kann.
- Es sollten Bildungsprogramme entwickelt werden. Wichtig ist, dass staatliche Stellen Kurse zur Aufklärung über Desinformation konzipieren und fördern und dass sie Maßnahmen finanzieren, mit denen vermittelt wird, wie Fake News entlarvt und bekämpft werden kann.
- Informationsplattformen sollten auf nationaler bzw. europäischer Ebene eingerichtet werden, mit deren Hilfe die Informationsquellen zurückverfolgt und die Verbreiter von Fake News für ihre online veröffentlichen Inhalte zur Rechenschaft gezogen werden können.
- Das Angebot zuverlässiger Quellen sollte ausgebaut und ein Mechanismus zur Faktenprüfung eingeführt werden. Die Technologie sollte als Garant für Transparenz eingesetzt werden, etwa auf kreative Weise mithilfe moderner Online-Tools und -Apps wie Videos und Spielen.
- Ganz wichtig ist, dass es keine Zensur geben darf. Zuallererst kommt es immer auf Bildung an, Zensur sollte vermieden werden. Die freie Meinungsäußerung darf von staatlicher Seite weder verboten noch eingeschränkt werden. Wahrheit und Glaubwürdigkeit sind die tragenden Säulen, und sie sollten als Wesensmerkmale demokratischer partizipativer Gesellschaften gewürdigt und erhalten werden.
- Die systematische Überwachung der Inhalte und ihrer Quellen sollte verstärkt werden. Vulnerable Zielgruppen müssen besser geschützt werden, indem den Verbreitern von Fake News das Handeln erschwert wird. Dies könnte durch verstärkte Identitätskontrollen der Urheber und die standardmäßige Überprüfung von Anmeldedaten und Zertifizierungen geschehen.
- Neue Vorschriften und strengere Gesetze sollten erlassen werden, die etwaige Sanktionen für despektierliche oder gefälschte Inhalte vorsehen. Die Mittel hierfür müssten entsprechend aufgestockt werden.
- In Zusammenarbeit mit den sozialen Medien und den Anbietern von Apps und Social Media Apps sollten Kampagnen eingeleitet werden, um Warnungen und Informationsbotschaften einzublenden. Außerdem sollten Algorithmen zur Erkennung von Falschmeldungen eingesetzt werden.
Über #YEYS2022 soll das Bewusstsein für die Gefahren durch Desinformation geschärft werden. Die Teilnehmenden sollen ermutigt und befähigt werden, Falschmeldungen entschiedener entgegenzutreten. Bei der Veranstaltung wurden die Jugendlichen darin geschult, Desinformation leichter zu erkennen und dagegen vorzugehen. In Kleingruppen und in verschiedenen Workshops entwickelten sie eine Desinformationskampagne, die später durch eine starke Gegenkampagne gekontert werden sollte.
EWSA-Präsidentin Christa Schweng begrüßte die Schülerinnen und Schüler mit den Worten: Desinformation begegnet uns auf Schritt und Tritt – sie gefährdet die europäischen Werte und die Demokratie. #YEYS2022 bietet jungen Menschen die Gelegenheit, kritisches Denken zu entwickeln und zu lernen, wie Desinformation entlarvt werden kann. Die jungen Menschen sind der Schlüssel zur Gestaltung einer besseren Zukunft für Europa.
Cillian Lohan, für Kommunikation zuständiger Vizepräsident des EWSA, schloss die Veranstaltung mit folgenden Worten: Als Vertreter der Zivilgesellschaft sind wir an einem engeren Kontakt mit jungen Menschen und ihren frischen Ideen interessiert. Wir möchten ihre Vorstellungen und Visionen für die Zukunft in unsere Meinungsbildung einfließen lassen.
Your Europe, Your Say 2022! – „YEYS 2022“ – gilt als eine der wichtigsten Veranstaltungen im Rahmen des Europäischen Jahres der Jugend 2022.
Hintergrund
An der wichtigsten Veranstaltung des Ausschusses für junge Menschen nahmen 33 Schulen teil – eine aus jedem der 27 EU-Mitgliedstaaten, fünf aus Bewerberländern (Albanien, Nordmazedonien, Montenegro, Serbien und Türkei) und eine Europäische Schule in Brüssel.
Ziel dieser EWSA-Initiative ist es, die Ansichten, Erfahrungen und Ideen der jüngeren Generation in die EU-Politikgestaltung einfließen zu lassen.
Weitere Einzelheiten zu YEYS 2022 finden Sie auf der offiziellen Website der Veranstaltung.