Nahezu die Hälfte der über drei Millionen Praktikantinnen und Praktikanten in der EU erhält keinerlei Vergütung, und fast ein Drittel hat keinen Zugang zum Sozialschutz

Der EWSA führte im Juli eine hochrangige Debatte über die Frage, wie die EU-Rechtsvorschriften über Praktika verbessert werden können. Zivilgesellschaftliche und Jugendorganisationen hatten nämlich ein Ende der weit verbreiteten Praxis gefordert, dass Praktikanten weder für ihre Arbeit bezahlt werden noch Zugang zu sozialem Schutz bzw. zu sonstigen Arbeits- und Sozialrechten haben.

In der Debatte der Plenartagung, an der auch der EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, Nicolas Schmit, teilnahm, begrüßte der EWSA die jüngsten Vorschläge der Kommission zur Verbesserung der Praktika in Europa, nämlich die Praktikumsrichtlinie und den verstärkten Qualitätsrahmen für Praktika.

Gleichwohl forderte der EWSA die beiden gesetzgebenden Organe zur Nachbesserung der Vorschläge auf, damit Praktika weder zur Beschäftigung billiger Arbeitskräfte noch anstelle von Arbeitsplätzen für Berufseinsteiger missbraucht werden. Der EWSA betonte, dass Praktikanten angemessen vergütet und ihre durch das Praktikum entstehenden Lebenshaltungskosten gedeckt werden müssen.

EWSA-Präsident Oliver Röpke erklärte: „Praktika haben einen großen Anteil daran, dass junge Menschen unmittelbar Arbeitserfahrung sammeln können. Wir müssen dafür sorgen, dass keinem jungen Menschen diese Chancen aufgrund finanzieller Zwänge verwehrt sind. Deshalb müssen Praktika angemessen vergütet werden. Wir müssen gegen die Ausbeutung von Praktikantinnen und Praktikanten in Europa vorgehen, und ich danke der Kommission für ihre Vorschläge zur Verwirklichung dieses Ziels.“

EU-Kommissar Schmit erklärte: „Praktika können für junge Menschen eine hervorragende Möglichkeit sein, eine erste Arbeitserfahrung zu sammeln, neue Kompetenzen zu erwerben und sich zu vernetzen. Dabei muss es sich jedoch um hochwertige Praktika handeln. Hieraus folgt die Forderung, dass sie ein klares Lernziel aufweisen, vergütet werden und die Praktikanten Mentoring und Beratung für einen leichteren Übergang in die Arbeitswelt erhalten.“

In seiner Stellungnahme Praktikumsrichtlinie und verstärkter Qualitätsrahmen für Praktika betont der EWSA die Schlüsselrolle der zuständigen Behörden bei der Bekämpfung regulärer, als Praktika getarnter Beschäftigungsverhältnisse. Die Sozialpartner können – im Einklang mit den bestehenden Gepflogenheiten der Mitgliedstaaten – maßgeblich zu diesen Bemühungen beitragen.

„Die Verbesserung des Qualitätsrahmens für Praktika in ganz Europa ist überaus wichtig, insbesondere was die Stärkung der Lern- und Ausbildungsinhalte und die Bekämpfung des Missbrauchs von Praktika angeht. Wir fordern die Kommission daher zur Verbesserung ihrer Vorschläge auf, damit diese Ziele erreicht werden“, erklärte Berichterstatterin Nicoletta Merlo. (ll)