Der katalanische Verein Associació Catalana Enginyeria Sense Fronteres (Ingenieure ohne Grenzen) ist fest entschlossen, mit dem Bild von Menschen in Energiearmut als hilflose Opfer aufzuräumen. Daher organisiert er gemeinsame Zusammenkünfte, um denjenigen eine Plattform zu bieten, die kaum Zugang zu Energie oder Wasser haben bzw. Schwierigkeiten, ihre Rechnungen zu bezahlen. Mònica Guiteras erklärte uns im Namen des Vereins, wie sich diese Menschen in den Zusammenkünften in ihrer Nähe in vertrauensvoller Atmosphäre darüber klar werden können, dass sie keine Opfer, sondern bei der Energiewende vielmehr Protagonisten und Akteure des Wandels sind.

EWSA info: Was war der Anstoß für Ihr Projekt bzw. Ihre Initiative?

Mònica Guiteras Blaya: Die Auswirkungen der Energiearmut wurden bisher aus einem sozialen Blickwinkel betrachtet, bei dem die Betroffenen häufig als Opfer oder sogar als Menschen mit „schlechten“ Verbrauchsgewohnheiten abgestempelt wurden. Wir halten einen stärker bereichsübergreifenden Ansatz für erforderlich und wollen von Energiearmut betroffene Familien im Rahmen der derzeitigen Energiewende als Protagonisten und Akteure des Wandels zur aktiven Mitgestaltung befähigen.

Wie wurde Ihr Projekt aufgenommen? Haben Sie Rückmeldungen von den Menschen erhalten, denen Sie geholfen haben? (Können Sie uns gegebenenfalls ein Beispiel nennen?)

Die Teilnehmer halten diese Initiative für dringend notwendig, weil sie sich großen Versorgungsunternehmen oft hilflos ausgeliefert fühlen oder die Verwaltung als extrem bürokratisch empfinden. Die gemeinsamen Zusammenkünfte zur Energiearmut bieten den Betroffenen einen vertrauensvollen Raum in ihrer Nähe, in dem niemand beurteilt wird und wo man sich auf Augenhöhe begegnet. Hier können sie die Erfahrungen der anderen nachvollziehen, um so – mit mehr Informationen – die eigenen Lebensumstände zu verbessern und aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben.

Wie werden Sie das Geld verwenden, um Ihrer Zielgruppe weiterhin zu helfen? Planen Sie bereits neue Projekte?

Der Preis ist sehr hilfreich, um die Reichweite des Projekts zu erhöhen. Viele marginalisierte Menschen erreichen wir noch nicht – diejenigen, die nicht einmal von diesen Zusammenkünften wissen. Das Geld wird uns auch dabei helfen, die Betroffenen auf innovative und sinnvolle Weise anzusprechen. Das mussten wir während dieser Pandemie neu lernen: Zusammenkünfte zu organisieren, an denen die Menschen teils persönlich vor Ort, teils online teilnehmen. Innovation, Information und Kommunikation, um immer mehr und unterschiedliche Menschen zusammenzubringen, vor allem dafür wollen wir diese Auszeichnung und das Preisgeld nutzen.

Worin liegt der Schlüssel zum Erfolg für Aktivitäten und Programme dieser Art? Was würden Sie anderen Organisationen raten?

Der enge Kontakt zu Basisorganisationen außerhalb der üblichen Bereiche, in denen unsere Organisationen tätig sind, war für uns entscheidend. Obwohl wir eine nichtstaatliche Umweltorganisation sind, haben wir im Rahmen dieses Projekts wichtige lokale Partnerschaften mit Aktionsgruppen für menschenwürdigen Wohnraum und Nachbarschaftsverbänden aufgebaut.

Wie optimistisch sind Sie, dass die EU die Ziele des Grünen Deals erreichen kann?

Die soziale Gerechtigkeit muss bei der Erreichung dieser Ziele im Mittelpunkt stehen, da der bevorstehende Übergang nur so sowohl gerecht als auch umweltfreundlich sein wird. Als Gesellschaft müssen wir große Anstrengungen unternehmen, um die Regierungen und Verwaltungen auf den verschiedenen Ebenen dahingehend zu beeinflussen, dass die Ziele unter Gewährleistung sozialer Garantien, Bürgerbeteiligung und Befähigung zu aktiver Mitgestaltung erreicht werden.