Copyright: Schotstek

Herkunft und sozialer Hintergrund sollten niemals Barrieren für Erfolg darstellen, schreibt Evgi Sadegie, Geschäftsführerin von Schotstek, einer in Hamburg und Berlin ansässigen Organisation, die sich für Chancengleichheit und kulturelle Vielfalt in der Berufswelt einsetzt. Die einzigartigen Stipendienprogramme von Schotstek sollen intelligente, ambitionierte und motivierte junge Menschen mit Einwanderungsgeschichte auf ihrem Weg zu Führungspositionen in Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen. Schotstek hilft begabten Studierenden und jungen Fachkräften dabei, starke Netzwerke aufzubauen und die richtigen Kompetenzen zu erwerben, damit sie ihr Potenzial voll ausschöpfen können.

von Evgi Sadegie

Deutschland ist ein Land der kulturellen Vielfalt, doch diese spiegelt sich in den Führungsetagen von Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik noch immer kaum wider. Menschen mit Einwanderungsgeschichte stoßen oft auf Barrieren, die soziale Ungleichheiten verstärken, Innovationspotenziale ungenutzt lassen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwächen. Vorurteile, ungleiche Bildungschancen sowie fehlende Vorbilder und Netzwerke erschweren den beruflichen Aufstieg vieler talentierter Menschen.

Schotstek wurde 2013 von Sigrid Berenberg gemeinsam mit Freundinnen und Freunden gegründet. Sigrid Berenberg ist Juristin und engagiert sich seit vielen Jahren für soziale Gerechtigkeit und die Förderung von Vielfalt. Gemeinsam mit Gleichgesinnten schuf sie Schotstek und ebnete damit gezielt intelligenten, ambitionierten und motivierten jungen Menschen mit Einwanderungsgeschichte den Weg in Führungspositionen. Sie förderte leistungsstarke Stipendiatinnen und Stipendiaten, die die zukünftigen Gestalterinnen und Gestalter sowie Entscheiderinnen und Entscheider werden. Über viele Jahre hinweg leitete Sigrid Berenberg das Programm mit großem Engagement vollständig ehrenamtlich.

Schotstek ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das durch Spenden und Kooperationen mit Unternehmen getragen wird. Entscheidenden Rückhalt erhält das Programm durch ein Netzwerk von Gesellschafterinnen und Gesellschaftern, Beirätinnen und Beiräten sowie Freundinnen und Freunden – allesamt hochkarätige Entscheiderinnen und Entscheider aus unterschiedlichsten Branchen und Kulturkreisen. Besonders bemerkenswert: Drei der sieben Gesellschafterinnen und Gesellschafter sowie die heutige Geschäftsführerin sind selbst Alumni des Schotstek-Programms. Dies zeigt, wie Schotstek zunehmend Verantwortung an die von ihm geförderten Talente überträgt und so langfristig Wirkung entfaltet.

Schotstek bietet mit zwei parallel laufenden Programmen eine einzigartige Förderung für Studierende und junge Fachkräfte. Jährlich werden durch Jurys bis zu 25 Studierende in Hamburg und bis zu 20 junge Fachkräfte in Hamburg und Berlin aufgenommen. Nach einem zweijährigen Pflichtprogramm bleiben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiterhin im Netzwerk und können an Veranstaltungen teilnehmen.

Das Herzstück von Schotstek ist der Aufbau starker Netzwerke: Viele junge Menschen mit Einwanderungsgeschichte haben keinen Zugang zu den beruflichen und sozialen Verbindungen, die für Karrierechancen entscheidend sind. Schotstek bringt sie mit Alumni, Beirätinnen und Beiräten sowie Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft zusammen. Regelmäßige Veranstaltungen wie thematische Abende und Gespräche mit Führungspersönlichkeiten fördern den Austausch und erweitern den Horizont. Diese Verbindungen eröffnen berufliche Perspektiven und schaffen eine Gemeinschaft, die langfristige Unterstützung und gegenseitigen Erfolg ermöglicht. Alumni spielen inzwischen eine zentrale Rolle dabei, indem sie ihr Wissen und ihre Netzwerke teilen und den Wirkungskreis von Schotstek kontinuierlich erweitern.

Schotstek bietet Workshops und Coachings, die alle Teilnehmenden gezielt auf Führungsaufgaben vorbereiten. Die Trainings stärken Schlüsselkompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Selbstbewusstsein und Führungsstärke. Zusätzlich erhalten die Teilnehmenden persönliche Unterstützung durch Mentoring: Sie werden mit erfahrenen Fach- und Führungskräften vernetzt, die wertvolle Einblicke in die Berufswelt geben, sie bei der Karriereplanung unterstützen und helfen, berufliche Herausforderungen zu meistern. Die Mentorinnen und Mentoren fungieren als Vorbilder, die Mut machen, berufliche Ziele zu verfolgen und Hindernisse zu überwinden.

Ein weiteres besonderes Merkmal des Schotstek-Programms ist die Förderung kultureller Teilhabe. Die Teilnehmenden besuchen Museen, Theater, Opern, Galerien und andere kulturelle Einrichtungen. Das stärkt die kulturelle Bildung, Persönlichkeitsentwicklung und die Identifikation mit ihrer Stadt. Diese Erfahrungen erweitern den Blickwinkel der Stipendiatinnen und Stipendiaten und fördern das Gefühl der Zugehörigkeit.

Schotstek verfolgt das Ziel der Diversität auf Führungsebenen. Herkunft und sozialer Hintergrund sollten keine Barrieren mehr für Erfolg darstellen. Seit seiner Gründung hat Schotstek bereits hunderte junger Menschen gefördert, von denen über 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Alumni weiterhin aktiv sind: Viele engagieren sich im Alumni-Beirat, als Ambassadors, unterstützen die Social-Media-Arbeit oder geben als Buddy oder Mentorinnen und Mentoren ihre Erfahrungen weiter. Wer einmal Schotstekerin oder Schotsteker ist, bleibt dauerhaft Teil des Netzwerks – ein Modell, das nachhaltige Erfolge ermöglicht. Die Expansion des Programms nach Berlin im Jahr 2023 zeigt, dass das Konzept von Schotstek auch in anderen Städten erfolgreich umgesetzt werden kann.

Schotstek ist mehr als ein Förderprogramm – es ist eine Bewegung, die eindrucksvoll zeigt, wie leistungsstarke Vielfalt gezielt gefördert und sichtbar gemacht werden kann. Schotstek eröffnet und schafft Perspektiven, die über individuellen Erfolg hinausgehen, und bietet ein Vorbild, wie Deutschland sein Potenzial als Einwanderungsland voll ausschöpfen kann. Indem das Programm herausragende Talente stärkt und Barrieren abbaut, trägt es entscheidend dazu bei, eine gerechtere und zukunftsfähige Gesellschaft zu gestalten – ein Anliegen von zentraler Bedeutung in einer globalisierten Welt.

Evgi Sadegie, M.A. in Turkologie, ist Geschäftsführerin der Schotstek gGmbH und selbst Alumna des Schotstek-Jahrgangs 2014. Vor ihrer jetzigen Tätigkeit leitete sie das Mentoringprojekt „Yoldaş“ bei der BürgerStiftung Hamburg, das Kinder aus türkischsprachigen sozioökonomisch benachteiligten Familien unterstützt. Damit setzte sie sich an einem anderen wichtigen Ende des Spektrums für Chancengleichheit ein. Mit ihrer umfangreichen Erfahrung in der Projektleitung, insbesondere in den Bereichen Mentoring und interkulturelle Zusammenarbeit, engagiert sie sich aktiv für die Förderung von Diversität und Integration in der Gesellschaft.