European Economic
and Social Committee
DIE GEWINNER STEHEN FEST!
In diesem Jahr hat der EWSA zum 15. Mal seinen Preis der Zivilgesellschaft verliehen. Die Preisträger kommen diesmal aus der Slowakei, Belgien und Frankreich. Sie wurden für ihr beispielhaftes Engagement gegen die Polarisierung in Europa ausgezeichnet. Die Gewinner wurden am 20. März bei der Preisverleihung im Rahmen der Woche der Zivilgesellschaft bekannt gegeben.
Das Preisgeld wurde unter den drei Bestplatzierten aufgeteilt. Der erste Preis ist mit 14 000 Euro dotiert. Die Zweit- und Drittplatzierten erhalten jeweils 9 000 Euro.
ERSTER PREIS: Slovenská debatná asociácia aus der Slowakei für die Olympiade des kritischen Denkens
Das Diskussionsforum SDA ist eine slowakische NRO, die sich für Offenheit und kritisches Denken einsetzt und das bürgerschaftliche Engagement unter der slowakischen Jugend fördert. SDA bringt jungen Menschen im Rahmen einer Reihe von Programmen bei, Fakten und Meinungen zu bewerten, einen eigenen Standpunkt zu formulieren und sich auf der Suche nach glaubwürdigen Informationsquellen kritisch mit Medieninhalten auseinanderzusetzen. So bietet die Organisation einen Raum für offene und öffentliche Debatten zu zentralen Fragestellungen, mit denen die slowakische Gesellschaft konfrontiert ist.
Die Olympiade des kritischen Denkens, die 2021 an den Start gegangen ist, gehört zu den erfolgreichsten Programmen von SDA. Ihr Teilnehmerkreis ist bereits stark angewachsen: Im vergangenen Jahr haben fast 9 000 Schülerinnen und Schüler von mehr als 300 Schulen an der Olympiade teilgenommen. Im Kern geht es bei diesem innovativen Projekt um einen Wettbewerb, bei dem Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Fehlinformationen geschult werden. Desinformation ist in der Slowakei ein großes Problem, denn 61 % der Slowaken misstrauen den Medien, und mehr als die Hälfte sind Anhänger von Verschwörungstheorien. Die Olympiade setzt genau dort an, indem sie die Medienkompetenz verbessert und Einfluss auf die Konsumgewohnheiten junger Menschen nimmt.
In dem Wettbewerb, der für drei Altersgruppen von Schülern der 8.-13. Klasse konzipiert ist, müssen die Teilnehmer in drei Runden eine Reihe von realen Herausforderungen im Medienbereich meistern. In den Aufgaben werden Inhalte aufgegriffen, mit denen die Schülerinnen und Schüler in ihrem Lebensalltag real konfrontiert sein können. Sie müssen TikTok-Videos analysieren, KI-generierte Inhalte auf Fakten überprüfen und Instagram-Posts bewerten und dabei versuchen, authentische Informationen von Fehlinformationen zu trennen. In der Runde „Öffentliches Reden“ müssen die Schüler dann ihren Standpunkt vor Gleichaltrigen vortragen.
„Die Olympiade des kritischen Denkens leistet einen Beitrag zur Entpolarisierung der Gesellschaft, weil Tausende Schüler lernen, sich mit unterschiedlichen Sichtweisen auseinanderzusetzen, Vorurteile zu erkennen und ihren Standpunkt konstruktiv zu formulieren“, so der Gründer und Leiter des Programms Richard Vaško. „Dieses kompetenzbasierte Programm stärkt die Fähigkeit zum kritischen Denken und die Medienkompetenz. Dadurch sind junge Menschen besser gegen Desinformation gewappnet und in der Lage, zwischen den verschiedenen Nuancen in der gesellschaftlichen Debatte zu differenzieren.“
ZWEITER PREIS: Reporters d'Espoirs aus Frankreich für den Prix Européen Jeunes Reporters d’Espoirs
Reporter der Hoffnung ist eine französische gemeinnützige Organisation, die 2003 gegründet wurde und den Ansatz des „lösungsorientierten Journalismus“ angeschoben hat. Bei dieser inzwischen weit verbreiteten Form des Journalismus geht es darum, konkrete Antworten auf die Herausforderungen der Gesellschaft von Heute zu finden. Die Organisation möchte Journalisten dazu anregen, dieses positive Denken zu übernehmen, und würdigt Journalisten und junge Menschen mit einer Reihe von Auszeichnungen für besonders innovative Berichterstattung und Redaktionsarbeit.
Die Initiative Prix Européen Jeunes Reporters d’Espoirs vergibt Preise und schult Journalisten in Bezug auf lösungsorientierten Journalismus in französischer Sprache. Das facettenreiche Programm bietet Bewerbern die Möglichkeit, im Rahmen eines zusammen mit der journalistischen Fakultät der Universität Aix-Marseille veranstalteten Online-Kurses zu lernen, wie lösungsorientierter Journalismus funktioniert. Jedem Bewerber wird ein Mentor zugeteilt, der ihm hilft, seine schriftlichen und mündlichen Fähigkeiten zu verbessern, und vermittelt, wie man einen erfolgreichen Pitch platziert. Die besten Bewerber werden dann zu einer 48-stündigen Lernreise nach Paris eingeladen, bei der sie gleichgesinnte Journalisten und Experten aus ganz Europa treffen. Sechs Gewinner teilen sich schließlich ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 10 000 Euro.
„Dass lösungsorientierter Journalismus gegen Polarisierung wirkt, liegt auf der Hand: Er vermittelt einen Eindruck von der Vielschichtigkeit der Welt und der Vielfalt der Akteure, die auf den unterschiedlichen Ebenen in den verschiedenen Ländern gemeinsam oder unabhängig voneinander handeln, und zeigt, dass sich vor Ort entwickelte Initiativen durchaus weiterverbreiten können“, erklärt der Direktor von Reporters d'Espoirs Gilles Vanderpooten.
Für die ersten drei Ausgaben des Preises gingen über 400 Bewerbungen aus 25 Ländern ein – für die laufende vierte Ausgabe werden schon jetzt mehr als 300 Bewerbungen angepeilt. Die Organisation hat bereits mehr als 75 Bewerbern geholfen, ihr schriftliches und mündliches Französisch zu verbessern.
Da der Grundgedanke leicht übertragbar ist, hat das Team bereits Kontakt zu Journalisten in Spanien, Italien und Belgien aufgenommen, um zusammenzuarbeiten und dafür zu sorgen, dass der Preis weitere Verbreitung findet.
„Wir wollen mit dem Preis von der französischsprachigen Welt in andere Sprachgemeinschaften der Europäischen Union vordringen“, so Vanderpooten. „Nur so können wir immer mehr junge Menschen für ein ‚lösungsorientiertes Europa‘ gewinnen.“
DRITTER PREIS: FEC Diversité asbl aus Belgien für das Projekt ESCAPE GAME EXTRÊME DROITE pour se désintoxiquer
Rechte Ideologien sind in Europa und weltweit auf dem Vormarsch. Rechtsextreme Parteien gewinnen an Einfluss, und der Populismus nimmt zu. Die belgische gemeinnützige Organisation FEC Diversité hat ein Konzept dafür entwickelt, wie der Verbreitung dieser Ansichten in der Bevölkerung, aber auch konkret unter Lehrkräften und in Gewerkschaften, begegnet werden kann.
ESCAPE GAME EXTRÊME DROITE pour se désintoxiquer ist ein Escape-Spiel, bei dem man auf spielerische Weise von rechtsextremen Vorstellungen „dekontaminiert“ wird. Die Spieler werden informiert, dass sie mit rechtsextremen Ideologien infiziert sind und zur Dekontaminierung eine Reihe von Aufgaben lösen müssen. Dabei lernen sie, wie rechtsextreme Ideen in der Gesellschaft immer mehr an Boden und Einfluss gewinnen.
Das Spiel ist in vier Bereiche unterteilt, in denen Spieler jeweils unterschiedliche Aufgaben lösen müssen. In Bereich A diskutieren die Spieler über den Einfluss der extremen Rechten am Arbeitsplatz. Dabei interagieren sie mit 19 Objekten. In Bereich B können sie Ausschnitte aus Erfahrungsberichten von Migranten lesen und sich so ein Bild von deren Weg nach Europa machen. Bereich C enthält die Audiodatei einer rechtsextremen Ansprache, die mit einer Reihe von Bildern unterlegt ist. In Bereich D sollen sich die Spieler mit einem Bericht über eine rechtsextreme Partei auseinandersetzen und anschließend ein Kreuzworträtsel lösen.
Außerdem gibt es in dem immersiven Spiel Trainer, die in Gasmaske und Schutzanzug auftreten und deren Stimme entfremdet wurde. Dem Spiel geht es darum, die verschiedenen Aufgaben mit allen fünf Sinnen zu lösen, damit die Spielerfahrung wirklich verinnerlicht wird. So sollen die Spieler dafür sensibilisiert werden, wie stark die Demokratie in Europa gefährdet ist.
Seit das Spiel im Juni 2023 an den Start ging, sind fast 1 000 Spieler „dekontaminiert“ worden. Inzwischen hat sich bei Gewerkschaften, Organisationen und Schulen in Belgien und darüber hinaus herumgesprochen, dass es dieses Spiel gibt. So wollen interessierte Spieler aus Frankreich und Bulgarien nun eine entsprechende Version für ihr Land entwickeln.
„Wir sind stolz darauf, dass es uns gelungen ist, ein innovatives interaktives Bildungsspiel zu entwickeln, das auf ansprechende Weise rechtsextreme Vorstellungen thematisiert“, erklärt Malika Borbouse von FEC Diversité. „Wenn es uns gelingt, Menschen ins Gespräch zu bringen und sie dazu anzuregen, gemeinsam nachzudenken, dann hat unsere Initiative schon zum Abbau von Spannungen und zu einer inklusiveren Gesellschaft beigetragen.“