von Javier GARAT PÉREZ

Als Reaktion auf die Initiative von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum Europäischen Pakt für die Meere hat der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss wichtige Empfehlungen zur Förderung eines ausgewogenen Gesamtkonzepts für die Meerespolitik vorgelegt. Darin liegt der Schwerpunkt auf gesunden und produktiven Meeren, der Förderung der blauen Wirtschaft in der EU, der Stärkung der meereswissenschaftlichen Forschung und Innovation sowie darauf, die Meeresökosysteme für künftige Generationen zu erhalten.

Das Potenzial der blauen Wirtschaft

Der EWSA unterstreicht, wie wichtig der Aufbau einer widerstandsfähigen und wettbewerbsfähigen blauen Wirtschaft ist. Voraussetzung dafür sind ein vereinfachter Rechtsrahmen, strategische Autonomie, die Förderung von Innovationen sowie Fortschritte bei der Dekarbonisierung.

Zur Absicherung einer gedeihlichen Zukunft der maritimen Industrie plädiert der EWSA dafür, dringend in E-Fuels, erneuerbare Offshore-Energien und innovative Meerestechnologien zu investieren. Darüber hinaus wird die Schaffung eines starken maritimen Clusters mit klaren Nachhaltigkeitszielen dazu beitragen, dass Europa seine Führungsrolle in der maritimen Industrie behält. Es ist daher unerlässlich, eine „Industrieallianz für die Wertschöpfungsketten der blauen Wirtschaft“ zu schaffen und die EU-Strategie für maritime Sicherheit zu stärken.

Darüber hinaus empfehlt der EWSA, bestehende Politikbereiche, wie die Gemeinsame Fischereipolitik, einer Bewertung zu unterziehen. Die nachhaltige Fischerei sollte kontinuierlich gefördert und die Abhängigkeit von Meereserzeugnissen verringert werden. Für Importe sollten dieselben Sozial- und Umweltstandards gelten wie innerhalb der EU. Der EWSA fordert die Kommission außerdem nachdrücklich auf, bis 2026 einen EU-Aktionsplan für „blaue Lebensmittel“ auszuarbeiten.

Wissen, Forschung und Innovation im Bereich der Meere

Der EWSA drängt auf eine Aufstockung der Mittel für die meereswissenschaftliche Forschung und Innovation, eine engere internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit und bessere Technologie im maritimen Sektor. Um dies zu erreichen, schlagen wir vor, Zentren für die blaue Wirtschaft einzurichten und eine europäische Beobachtungsstelle für die Meere ins Leben zu rufen.

Investitionen und Mittel für nachhaltige Meere

Der EWSA betont, dass erhebliche öffentliche und private Mittel zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels 14 (Leben unter Wasser) mobilisiert werden müssen. Zu diesem Zweck sollten in EU-Fonds wie Horizon Europe eigene Haushaltslinien für meeresbezogene Projekte eingerichtet werden. Auch der Europäische Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) sollte eine stärkere Finanzausstattung erhalten, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Dekarbonisierung dieser Sektoren zu fördern.

Ein sozialverträglicher und gerechter Übergang

Voraussetzung für eine widerstandsfähige Meereswirtschaft ist eine faire Behandlung der Beschäftigten im maritimen Sektor. Der EWSA empfiehlt Maßnahmen zur Behebung des Arbeitskräftemangels, zur Unterstützung des Generationenwechsels und zur Bereitstellung von Möglichkeiten zur beruflichen Umschulung. Es sollten umfassende soziale Unterstützungssysteme zum Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingerichtet werden. Dies ist insbesondere für Menschen wichtig, die nicht in der Lage sind, im Zuge des technologischen Wandels neue Aufgaben zu übernehmen.

Gesunde und widerstandsfähige Meere

Unsere Meere sind durch Klimawandel, Umweltverschmutzung, Plastikmüll und andere vom Menschen verursachte Einflüsse stark belastet. Wir fordern daher verstärkte Anstrengungen zur Wiederherstellung und zum Schutz der Meere sowie deren langfristige Erhaltung im Einklang mit den internationalen Biodiversitätsverpflichtungen. Das Erreichen eines guten Umweltzustands ist auch für die wirtschaftliche Stabilität und die Klimaresilienz von entscheidender Bedeutung. Außerdem sollten wir dringend in grüne Infrastruktur, die Verringerung der Umweltverschmutzung und einen Europäischen Plan zur Anpassung an den Klimawandel investieren und gleichzeitig die Führungsrolle der EU bei der globalen Meerespolitik stärken.

Ein umfassender Rahmen für die Meerespolitik

Der EWSA fordert die regionale Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinschaften zur Abstimmung politischer Maßnahmen. Nur so kann es gelingen, den wirtschaftlichen Wohlstand innerhalb der Grenzen unseres Planeten zu fördern. Darüber hinaus drängt er auf bessere internationale Abkommen, eine verstärkte EU-Meeresdiplomatie und spezielle Arbeitsgruppen für maritime Angelegenheiten innerhalb der EU-Institutionen.

Schließlich empfiehlt der EWSA auch eine Verbesserung der maritimen Raumplanung, um einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen zu gewährleisten, etwa zwischen dem Ausbau der Offshore-Energiegewinnung und der Fischerei und der Aquakultur. Ziel ist es, Koexistenz und Nachhaltigkeit der Nutzungen zu fördern und gleichzeitig sicherzustellen, dass die traditionellen Fischergemeinden erhalten bleiben und in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.