Die neue Industriestrategie mit dem Titel „Aktualisierung der neuen Industriestrategie von 2020“ (COM(2021) 350 final), die am 5. Mai veröffentlicht wurde, gehört sicherlich zu den wichtigsten Herausforderungen der EU. Die Mitgliedstaaten können die Krise nur überwinden, wenn sie koordiniert vorgehen, niemanden zurücklassen und die Unternehmen wieder befähigen, Mehrwert zu erzeugen, in eine nachhaltige Zukunft zu investieren und hochwertige Arbeitsplätze zu erhalten bzw. zu schaffen.
Im EWSA haben wir auf Anregung der Fachgruppe INT und mit Unterstützung aller Fachgruppenvorsitzenden gemeinsam eine Reihe von Webinaren auf den Weg gebracht, die jeweils einem in die Zuständigkeit der einzelnen Fachgruppen fallenden Thema der Industriestrategie gewidmet sind.
Am 13. Juli veranstaltete die CCMI ein erstes Webinar zum Thema „Die Rolle kritischer Rohstoffe für eine starke industrielle Basis“. Die nächste Veranstaltung folgt am 15. September, das Webinar der Fachgruppe INT zum Thema „Industriestrategie der EU – Indikatoren zur Messung der Fortschritte“. Weitere geplante Webinare:
• 18. Oktober 2021 – ECO-Webinar: „Lenkung von Finanzmitteln in Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien entsprechende Investitionen“
• 26. November 2021 – SOC-Webinar: „Ein gerechter Übergang für die europäischen Industriebeschäftigten: Ungleichheit und Diskriminierung beseitigen sowie Umschulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten fördern“
• 10. Dezember 2021 – NAT-Webinar: „Strategie ‚Vom Hof auf den Tisch‘: Abstimmung der Lebensmittelwirtschaft auf die Klimaneutralitätsziele des europäischen Grünen Deals und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen“
• Januar 2022 – TEN-Webinar: „Saubere Energie für den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft“
• Februar 2022 – REX-Webinar: «Nachhaltige Lieferketten und Standortverlagerung“
Den Abschluss dieser Veranstaltungsreihe bildet die hochrangige Konferenz „Eine nachhaltige Zukunft für die europäische Industrie“ im März 2022. Diese Konferenz wird gemeinsam mit der Europäischen Kommission ausgerichtet. Zu den Teilnehmern gehören die Vizepräsidentin der Kommission Margrethe Vestager und Kommissionsmitglied Thierry Breton sowie ein Vertreter bzw. eine Vertreterin des künftigen französischen Ratsvorsitzes.
Diese neue Strategie bringt viele Herausforderungen mit sich. Folgende wesentliche Aspekte möchte ich in diesem Zusammenhang hervorheben:
Der Übergang zu einer CO2-neutralen Wirtschaft und die Umkehr des dramatischen Verlusts der biologischen Vielfalt sind unabdingbar. Ohne eine grüne Industriestrategie als Eckpfeiler des Grünen Deals wird es der EU nie gelingen, in nur einer Generation eine CO2-neutrale Wirtschaft aufzubauen.
Mit der neuen Industriestrategie muss für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Unterstützung europäischer Unternehmen, der Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 und Verbraucheranreizen zur Förderung des Konsums nachhaltiger Waren und Dienstleistungen gesorgt werden.
Die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel zur Entwicklung des künftigen europäischen Wirtschaftsmodells. In ihrem Rahmen müssen tragfähige und wirtschaftliche Alternativen zu fossilen Brennstoffen geprüft und dezentralisierte und kooperative Lösungen für saubere Energie gefunden werden.
Die Industriepolitik muss mit einer resoluten Handels- und Außenpolitik einhergehen, über die ihrerseits Strategien bereitgestellt werden müssen, um den Zugang zu Rohstoffen zu sichern. Zudem muss dem gesamten Gesundheitsbereich besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Die europäische Industrie wird entweder die Digitalisierung vollziehen, oder sie wird nicht mehr weiterbestehen. Investitionen in IKT-Sektoren wie Datenwirtschaft, Internet der Dinge, Cloud-Computing, künstliche Intelligenz und fortgeschrittene Fertigung müssen alle Regionen und Mitgliedstaaten erreichen.
Die KMU werden wahrscheinlich am schwersten von dieser Krise betroffen sein. Sie müssen bei ihrem Wachstum, der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und der Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte unterstützt werden, etwa durch die Einführung von Aktienoptionen für Mitarbeiter.
Alain Coheur
Vorsitzender der Fachgruppe Binnenmarkt, Produktion, Verbrauch (INT)