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European Economic and Social Committee A bridge between Europe and organised civil society

MARCH 2024 | DE

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Grußwort

Grußwort

Liebe Leserinnen und Leser!

In dieser Ausgabe möchte ich von der zentralen Veranstaltung des EWSA berichten: der Anfang März von ihm organisierten und ausgerichteten Woche der Zivilgesellschaft.

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Liebe Leserinnen und Leser!

In dieser Ausgabe möchte ich von der zentralen Veranstaltung des EWSA berichten: der Anfang März von ihm organisierten und ausgerichteten Woche der Zivilgesellschaft.

Diese Veranstaltung bot dem EWSA weniger als 100 Tage vor der Europawahl eine hervorragende Gelegenheit, Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppierungen zu einem Austausch über ihre Anliegen und Vorstellungen für die Zukunft Europas zusammenzubringen. An diesem Gedankenaustausch waren mehr als 800 Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Jugendgruppen beteiligt. Sie nutzten dieses Forum, um ihre wichtigsten Anliegen und Erwartungen an die nächste EU-Führungsspitze auf den Punkt zu bringen. Daraus ergab sich eine klare Botschaft, die ich gerne weitergebe: Die Menschen wollen mehr Demokratie, eine stärkere Teilhabe der Jugend, weniger Falschmeldungen und eine Wirtschaft, die allen zugutekommt. Europa kann es sich nicht leisten, die Stimme der Zivilgesellschaft, die sich für unsere Demokratien stark macht, zu ignorieren.

Die Erkenntnisse, die im Rahmen der Woche der Zivilgesellschaft gewonnenen wurden, werden auch in eine Entschließung des EWSA zur Europawahl einfließen. Einen ersten Eindruck von der Woche der Zivilgesellschaft erhalten Sie auf der Website des EWSA.

Vorbereitung auf die Wahl heißt auch, unsere Beziehungen zum Europäischen Parlament zu intensivieren. Am 27. Februar habe ich mit der Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola eine Vereinbarung über eine vertiefte Zusammenarbeit unterzeichnet. Der EWSA und das Parlament leisten beide Überzeugungsarbeit für die Europawahlen, um auf eine stärkere Wahlbeteiligung insbesondere bei Nichtwählern und Erstwählern hinzuwirken und gegen die Manipulation von Informationen vorzugehen. Der EWSA wird sein großes unionsweites Netz mobilisieren, damit die darin vertretenen Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Organisationen der Zivilgesellschaft ihre Rolle umfassend zur Geltung bringen können. Die Vereinbarung ist für eine positive Dynamik im Vorfeld der Europawahl 2024 von zentraler Bedeutung.

Der EWSA hat sich auf die Fahnen geschrieben, zivilgesellschaftliche Organisationen nicht nur in der Europäischen Union, sondern auch im Ausland zu stärken. Im Februar wurde offiziell die Initiative für Erweiterungskandidatenmitglieder (EKM-Initiative) ins Leben gerufen. Sie markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des EWSA, denn damit werden Vertreter aus Bewerberländern in die Arbeit des EWSA einbezogen. Die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Věra Jourová, der montenegrinische Premierminister Milojko Spajić und der albanische Ministerpräsident Edi Rama haben die Initiative bei der Auftaktveranstaltung ausdrücklich begrüßt. Insgesamt wurden aus dem Kreis von Experten der Zivilgesellschaft 131 Erweiterungskandidatenmitglieder ausgewählt, die in den kommenden Monaten an der Arbeit des Ausschusses teilnehmen werden. Das gemeinsame Ziel besteht in einer schrittweisen Annäherung der Kandidatenländer an die EU, sodass sie mit fortschreitenden Verhandlungen immer stärker in die EU integriert werden.

Eine lebendige Zivilgesellschaft und ein starker sozialer Dialog sind für gut funktionierende Demokratien unabdingbar. Die Aufnahme der Bewerberländer ist für die Demokratie in Europa ein logischer Schritt in die richtige Richtung.

Oliver Röpke

Präsident des EWSA

Bitte vormerken

25. März 2024

Perspektiven für die Stärkung der Zivilgesellschaft und der partizipativen Demokratie in der EU

18. April 2024

Bürger können Desinformation entgegenwirken 2024

24./25. April 2024

EWSA-Plenartagung

Zur Sache

Unser Gastautor ist EWSA-Mitglied Christian Moos, der auch Berichterstatter für die Stellungnahme zu dem Paket zur Verteidigung der Demokratie ist. Er listet für uns die Gründe auf, warum der EWSA den Vorschlag der Kommission nicht unterstützt. Das Paket hatte für einige Aufregung gesorgt, als es im Dezember 2023 endlich veröffentlich wurde.

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Unser Gastautor ist EWSA-Mitglied Christian Moos, der auch Berichterstatter für die Stellungnahme zu dem Paket zur Verteidigung der Demokratie ist. Er listet für uns die Gründe auf, warum der EWSA den Vorschlag der Kommission nicht unterstützt. Das Paket hatte für einige Aufregung gesorgt, als es im Dezember 2023 endlich veröffentlich wurde.

Paket zur Verteidigung der Demokratie: Kommission sollte Richtlinie zurückziehen

von Christian Moos

Die Sorge vor bösartigem Einfluss aus feindlich gesinnten Staaten wie Russland ist mehr als berechtigt. Günstige Kredite für rechtsextreme Parteien, Aufsichtsratsposten für abgehalfterte Spitzenpolitiker, lukrative Aufträge für windige Unternehmer und auch die Finanzierung angeblicher Nichtregierungsorganisationen sind und waren keine Einzelfälle.

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von Christian Moos

Die Sorge vor bösartigem Einfluss aus feindlich gesinnten Staaten wie Russland ist mehr als berechtigt. Günstige Kredite für rechtsextreme Parteien, Aufsichtsratsposten für abgehalfterte Spitzenpolitiker, lukrative Aufträge für windige Unternehmer und auch die Finanzierung angeblicher Nichtregierungsorganisationen sind und waren keine Einzelfälle.

Deshalb ist es richtig, dass wir mit Blick auf die Europawahlen sehr wachsam sein müssen. Trotz mancher guten Empfehlungen an die Mitgliedstaaten kommt das Paket zur Verteidigung der Demokratie aber viel zu spät. Die Kommission hatte es erst spät auf den Weg gebracht und dann im Frühsommer 2023 um mehr als ein halbes Jahr verschoben, weil die Kritik an dem Rechtsetzungsvorschlag, den das Paket beinhalten sollte, sehr laut und vor allem einhellig war.

Das im Dezember veröffentlichte Paket bestätigte dann aber die schlimmsten Befürchtungen. Die vorgeschlagene Richtlinie würde Nichtregierungsorganisationen, die Gelder von Regierungen aus Drittstaaten wie etwa den USA erhalten, stigmatisieren. Allein schon der Vorschlag dient autoritären Regierungen als Rechtfertigung, die mit ihren „foreign agents laws“ jede demokratische Opposition mundtot zu machen versuchen.

Abgesehen davon sind die Definitionen der Richtlinie unscharf und die Schlupflöcher für die tatsächlichen Agenten Moskaus riesengroß. Warum, so fragen sich die Vertreter der organisierten europäischen Zivilgesellschaft, sieht die Kommission kein allgemeines, alle Interessenvertreter erfassendes Transparenzregister vor, das kompatibel mit den bereits auf nationaler Ebene bestehenden Gesetzen wäre und für alle Akteure eine rechtsklare und rechtssichere Grundlage schafft?

Die Kommission sollte diesen Richtlinienentwurf zurückziehen und ihre Nachfolgerin 2025 einen umfassenderen Ansatz wählen, der den Feinden der Demokratie nicht in die Hände spielt.

Eine Frage an ...

Für unsere Rubrik „Eine Frage an...“ haben wir Florian Marin, EWSA-Mitglied und Berichterstatter für die EWSA-Stellungnahme „Wälder in der EU – neuer EU-Rahmen für Waldmonitoring und Strategiepläne“, gebeten, uns die Forderungen des EWSA an diesen Rahmen angesichts der Bedeutung der Wälder für die Verwirklichung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele der EU zu erläutern.

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Für unsere Rubrik „Eine Frage an...“ haben wir Florian Marin, EWSA-Mitglied und Berichterstatter für die EWSA-Stellungnahme „Wälder in der EU – neuer EU-Rahmen für Waldmonitoring und Strategiepläne“, gebeten, uns die Forderungen des EWSA an diesen Rahmen angesichts der Bedeutung der Wälder für die Verwirklichung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele der EU zu erläutern.

Der neue EU-Rahmen für Waldmonitoring sollte nachhaltig und partizipativ sein

Von Florian Marin

Nach Ansicht des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses sollte der neue EU-Rahmen für Waldmonitoring nachhaltig, kosteneffizient und praktisch handhabbar sein. Er sollte zudem zeitnah, sicher, dynamisch, inklusiv und partizipativ sein, um eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis sowie eine bessere Planung und faktenbasierte Politikgestaltung zu ermöglichen.

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Von Florian Marin

Nach Ansicht des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses sollte der neue EU-Rahmen für Waldmonitoring nachhaltig, kosteneffizient und praktisch handhabbar sein. Er sollte zudem zeitnah, sicher, dynamisch, inklusiv und partizipativ sein, um eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis sowie eine bessere Planung und faktenbasierte Politikgestaltung zu ermöglichen.

Es ist äußerst wichtig, für Komplementarität zu sorgen und eine Doppelerhebung von Daten zu vermeiden, die bereits aufgrund bestehender Rechtsvorschriften, beispielsweise zu Klima- und Luftpolitik sowie biologischer Vielfalt und im Zuge der Gemeinsamen Agrarpolitik, erhoben werden.

Angesichts des Klimawandels werden neben Daten zur Entwicklung des ländlichen Raums, zur Kreislaufwirtschaft und zur Wissenschaft langfristige Daten benötigt. Insbesondere bei der Erhebung von Ergänzungsdaten in allen EU-Mitgliedstaaten ist Interoperabilität zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Erhebung mit derselben Granularität, Technologie und Häufigkeit erfolgt. Stets sollte auf die Verringerung des Verwaltungsaufwands und die Vermeidung übermäßiger Bürokratie, z. B. bei mehrfacher Datenerhebung und -berichterstattung, geachtet werden. Walddaten zu wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aspekten müssen gleich gewichtet werden.

Die Bedeutung der Achtung des privaten Eigentumsrechts und des Eigentums an Daten, insbesondere im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Bei der forstwirtschaftlichen Dateninfrastruktur muss das öffentliche Interesse im Vordergrund stehen.

In jedem EU-Mitgliedstaat, der Nutzen aus Wäldern zieht, sollte ein langfristiger Waldplan bestehen, der andere Wald- und Holzstrategien ergänzt und mit den Nachhaltigkeitszielen übereinstimmt. Neben der Berücksichtigung des Partnerschaftsprinzips und der Beteiligung der Zivilgesellschaft an der Ausarbeitung und Umsetzung langfristiger Waldpläne gilt es, soziale und wirtschaftliche Aspekte unter Berücksichtigung der vielfältigen Werte der Wälder in die Struktur der Waldpläne einzubeziehen.

Die Rolle des Ständigen Forstausschusses, dem einschlägige Akteure der Zivilgesellschaft angehören sollten, muss gestärkt werden.

Überraschungsgast

Unser Überraschungsgast ist Bruno Kaufmann. Er ist Botschafter der Europäischen Bürgerinitiative, die Bürgern ein einzigartiges Instrument an die Hand gibt, mit dessen Hilfe sie im Idealfall neue EU-Rechtsvorschriften vorschlagen können. Er erläutert, warum die Europäische Bürgerinitiative so wichtig ist und, wenn sie Erfolg hat, einmal als eine der bemerkenswertesten demokratischen Errungenschaften seit der Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts im 20. Jahrhundert gelten könnte.

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Unser Überraschungsgast ist Bruno Kaufmann. Er ist Botschafter der Europäischen Bürgerinitiative, die Bürgern ein einzigartiges Instrument an die Hand gibt, mit dessen Hilfe sie im Idealfall neue EU-Rechtsvorschriften vorschlagen können. Er erläutert, warum die Europäische Bürgerinitiative so wichtig ist und, wenn sie Erfolg hat, einmal als eine der bemerkenswertesten demokratischen Errungenschaften seit der Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts im 20. Jahrhundert gelten könnte.

Bruno Kaufmann ist ein schwedisch-schweizerischer Politikwissenschaftler und Journalist. Seine Publikationen zur modernen direkten und repräsentativen Demokratie wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Er berichtet für den internationalen Dienst SWI swissinfo.ch der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRF) als globaler Demokratiekorrespondent aus Nordeuropa. Bruno ist Mitgründer und Vorstandsmitglied von Organisationen zur Förderung der Demokratie, wie dem Initiative and Referendum Institute Europe, Democracy International und dem Globalen Forum für moderne direkte Demokratie. Er ist Direktor für internationale Zusammenarbeit der Schweizer Demokratie Stiftung.

Bruno Kaufmann: In der Europäischen Bürgerinitiative steckt viel mehr, als man glauben könnte!

Ob es nun um den Zustand der Demokratie im Allgemeinen oder die Europäische Bürgerinitiative (EBI) im Besonderen geht – es sieht nicht gut aus.

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Ob es nun um den Zustand der Demokratie im Allgemeinen oder die Europäische Bürgerinitiative (EBI) im Besonderen geht – es sieht nicht gut aus.

Am 7. März hat „Varieties of Democracy“ seinen aktuellen Bericht über den Zustand der Demokratie in der Welt vorgelegt. Demnach ist der Anteil der Menschen, die in einer Demokratie leben, inzwischen auf den Stand von vor fast 40 Jahren zurückgegangen. Zwar sind dieses Jahr weltweit mehr Wahlberechtigte als je zuvor aufgefordert, an Wahlen teilzunehmen, doch finden diese Wahlen oftmals in Ländern statt, die sich zunehmend zu Autokratien entwickeln.

Ähnliche Bedenken wurden auch während der ersten Woche der Zivilgesellschaft geäußert, die Anfang März vom Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss ausgerichtet wurde. Hier galten die Bedenken der Europäischen Bürgerinitiative (EBI). Die EBI ist das weltweit erste transnationale Instrument der direkten Demokratie. Vertretern der Zivilgesellschaft, der Medien, der Wissenschaft und der EBI-Verwaltung zufolge ist die Initiative „zu kompliziert“, „zu unattraktiv“, „ineffizient“ sowie „kaum bekannt“ und findet „kaum Vertrauen“ – um nur einige der wenig schmeichelhaften Reaktionen zu zitieren.

Aus meiner Sicht sind diese äußerst kritischen Bewertungen nicht nur erschreckend zutreffend, die Kritik fällt eigentlich auch zu zurückhaltend und sparsam aus. Die weltweit vorherrschende Staats- und Regierungsform sollte schließlich die Demokratie sein! Doch dazu müssten Bürger und Wahlberechtigte weltweit bei weitem mehr erstreiten, als ihnen derzeit zugestanden wird. 

Es gilt nicht nur, sich gegen die Angst, die heutigen Diktatoren und deren feige Gefolgschaft zur Wehr zu setzen. Der Vorstoß muss viel stärker sein. Eine Möglichkeit wäre es, die Europäische Bürgerinitiative weiterzuentwickeln.

Denn was hat die EBI zu bieten? Drei Dinge: Ein Recht, ein Instrument und eine Handhabe, die es so in der Geschichte oder in der Welt noch nie gab. Die EBI ist komplex und umfassend angelegt, digital, direktdemokratisch, transnational, mit einer entsprechenden Infrastruktur ausgestattet und wird intensiv genutzt. 

Seit der EBI-Mechanismus 2012 ins Leben gerufen wurde, werden immer neue Europäische Bürgerinitiativen initiiert und umgesetzt und nachgebessert. Das beweist, dass der demokratische Handlungsspielraum selbst unter widrigsten Umständen ausgeweitet und konsolidiert werden kann.

Es steht zu hoffen, dass aus dem „verwöhnten Kind“ im nächsten Jahr, also im zarten Alter von 13 Jahren, ein „rebellischer Teenager“ wird, der Europa und der Welt endlich zeigt, wozu er fähig ist. Wir brauchen diese neue, ungebändigte Kraft, um die verkrusteten Denkmuster der Nationalstaaten und bürokratisierten Strukturen der Europäischen Union aufzubrechen und ihnen neues Leben einzuhauchen. 

Um es ganz offen zu sagen: Es bringt nichts, die demokratischen Formen des Miteinanders immer wieder neu zu erfinden und das für innovativ zu halten. Stattdessen sollten wir uns der EBI zuwenden, damit sie schließlich, mit 16 Jahren oder zumindest am Ende dieses Jahrzehnts mit 18 Jahren „erwachsen“ wird.  

Was das bedeutet? Bis 2028 oder 2030 müssen zwei wichtige Dinge geschehen: Zum Ersten muss die EBI dieselben Befugnisse zur Festlegung der Agenda wie das Europäische Parlament erhalten. Mit anderen Worten: EU-Bürger sollten genau wie gewählte Mitglieder des Europäischen Parlaments Rechtsvorschriften und andere Regierungsmaßnahmen vorschlagen können.

Zum Zweiten sollten EU-Bürger bis zum Ende dieses Jahrzehnts zu grundsätzlichen Fragen nicht nur Rechtsvorschriften auf den Weg bringen, sondern auch europaweite Volksabstimmungen (Referenden) erwirken können. Die Idee eines europaweiten Referendums ist nicht neu, doch dank der Einrichtung der EBI und ihrer ersten Jahre ist die Zeit nun reif dafür.

Wenn es ausgehend von der EBI gelingt, eine solche Zukunft aufzubauen, dann werden die Menschen einmal rückblickend erkennen, dass sie der Europäischen Bürgerinitiative eine der bemerkenswertesten demokratischen Errungenschaften seit der Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts im 20. Jahrhundert zu verdanken haben.

Europawahl, 6. bis 9. Juni 2024: „Ich gehe wählen. Du auch?“

In unserer neuen, bis Juni 2024 durchgehend erscheinenden Rubrik „Ich gehe wählen. Du auch?“ widmen sich unsere Gäste der Frage, wie die Europawahl abläuft und warum man daran teilnehmen sollte. Gast ist dieses Mal Konstantina Manoli, eine 19-jährige Studentin aus Griechenland und Teilnehmerin der diesjährigen Jugendplenartagung „Your Europe Your Say“.

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In unserer neuen, bis Juni 2024 durchgehend erscheinenden Rubrik „Ich gehe wählen. Du auch?“ widmen sich unsere Gäste der Frage, wie die Europawahl abläuft und warum man daran teilnehmen sollte. Gast ist dieses Mal Konstantina Manoli, eine 19-jährige Studentin aus Griechenland und Teilnehmerin der diesjährigen Jugendplenartagung „Your Europe Your Say“. 

Auf der wichtigsten Jugendveranstaltung des EWSA, die erstmals während der Woche der Zivilgesellschaft stattfand, kamen mehr als 100 junge Menschen aus der EU, den Kandidatenländern und dem Vereinigten Königreich zu lebhaften Debatten über die Demokratie und die Zukunft Europas zusammen.

Konstantina Manoli studiert Fremdsprachen, Übersetzen und Dolmetschen an der Ionischen Universität in Griechenland. Sie widmet sich mit Begeisterung den Sprachen und interessiert sich besonders für politische Diskussionen und globale Fragen.

Zukunft selbst bestimmen: Junge Wähler tragen maßgeblich zur Gestaltung der Demokratie bei

von Konstantina Manoli

Die Wahrnehmung des Stimmrechts ist zweifellos ein effektives Instrument der Meinungsäußerung und politischen Einflussnahme. Wir alle stimmen ja generell bei Wahlen für die Kandidaten, die uns, unsere Überzeugungen und unsere Wertesysteme unserer Ansicht nach am besten vertreten. Gleichwohl ist den meisten und insbesondere uns jungen Menschen oftmals nicht bewusst, welche Macht wir durch unsere Stimmabgabe ausüben.

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von Konstantina Manoli

Die Wahrnehmung des Stimmrechts ist zweifellos ein effektives Instrument der Meinungsäußerung und politischen Einflussnahme. Wir alle stimmen ja generell bei Wahlen für die unserer Ansicht nach besten Kandidaten, um uns, unsere Überzeugungen und unsere Wertesysteme zu vertreten. Gleichwohl ist den meisten und insbesondere uns jungen Menschen oftmals nicht bewusst, welche Macht wir durch unsere Stimmabgabe ausüben.

Wir bekunden leidenschaftlich, dass wir die Welt verändern und eine bessere Zukunft für uns alle und für die nächsten Generationen gestalten wollen. Irgendwo auf halber Strecke geben wir jedoch auf: Wir haben den Eindruck, dass unsere Meinungen, unsere Werte und unsere Ideale nichts mehr gelten oder dass wir machtlos sind.

Als junge Frau aus Griechenland kenne ich dieses Gefühl nur zu gut. Ich kenne die Enttäuschung, wenn unsere Stimme ungehört bleibt, wenn unsere Rechte missachtet werden, und die Hilflosigkeit, wenn wir offenbar nichts mehr tun können. Manchmal läuft es trotz aller Anstrengungen nicht wie geplant. Wenn uns dann nur das hohle Echo unserer vergeblichen Bemühungen bleibt, vergessen wir oftmals eine grundlegende Wahrheit: Unsere Macht liegt in unserer Stimme! Wie sagte Barack Obama einmal: Jede Stimme zählt!

Leider ist dies wohl nicht nur meine persönliche Erfahrung als Griechin, junger Mensch oder Frau. Tatsächlich kennen viele Menschen unabhängig von Alter, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Religion oder persönlicher Situation dieses Gefühl.

Wählen ist unsere kollektive Stimme zur Gestaltung der Zukunft, die wir uns wünschen. Wenn wir die Dinge selbst in die Hand nehmen, können wir dafür sorgen, dass unsere Träume und Werte in die Entscheidungen zur Gestaltung unserer Gesellschaft einfließen. Wir müssen wählen gehen: Unsere Stimme öffnet die Tür zu einer Zukunft, die junge Menschen selbstbestimmt gestalten.

Wir sollten uns an die weisen Worte von John Lewis erinnern: „Wenn nicht wir, wer dann? Wenn nicht jetzt, wann dann?“

EWSA

Vertreter der Kandidatenländer nehmen künftig an Arbeiten des EWSA teil

Am 15. Februar startete der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) offiziell seine Initiative zur Einbeziehung von Vertretern der Zivilgesellschaft aus den EU-Kandidatenländern in seine Arbeit. Insgesamt wurden 131 Erweiterungskandidatenmitglieder ausgewählt, die einen „Pool“ von Experten der Zivilgesellschaft bilden und an den Arbeiten des Ausschusses mitwirken werden. Damit ist der EWSA die erste Institution, die ihre Türen für Vertreter der EU-Kandidatenländer geöffnet hat.

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Am 15. Februar startete der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) offiziell seine Initiative zur Einbeziehung von Vertretern der Zivilgesellschaft aus den EU-Kandidatenländern in seine Arbeit. Insgesamt wurden 131 Erweiterungskandidatenmitglieder ausgewählt, die einen „Pool“ von Experten der Zivilgesellschaft bilden und an den Arbeiten des Ausschusses mitwirken werden. Damit ist der EWSA die erste Institution, die ihre Türen für Vertreter der EU-Kandidatenländer geöffnet hat.

Diese Initiative zählt zu den politischen Prioritäten von EWSA-Präsident Oliver Röpke. Sie setzt neue Standards für die Beteiligung der Kandidatenländer an den Tätigkeiten der EU und erleichtert konkret ihre schrittweise Integration in die EU.

Die Initiative wurde auf der EWSA-Plenartagung gestartet und dort von Věra Jourová, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Milojko Spajić, Ministerpräsident Montenegros, und Edi Rama, Ministerpräsident Albaniens, sehr begrüßt. Daneben waren Vertreter der Zivilgesellschaft aus neun EU-Bewerberländern (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Georgien, Moldau, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, Türkei und Ukraine) vor Ort und weitere Erweiterungskandidatenmitglieder per Videokonferenz vertreten. Sie alle nahmen zum ersten Mal an einer Debatte auf einer EWSA-Plenartagung teil.

Präsident Röpke betonte angesichts dieser historischen Gelegenheit: „Wir dürfen die Bewerberländer nicht länger im Vorzimmer der EU warten lassen. Der EWSA hat deshalb beschlossen, den Kandidatenländern seine Türen zu öffnen und ihre Vertreter – die Erweiterungskandidatenmitglieder – an seiner Arbeit zu beteiligen.“

Ministerpräsident Spajić sagte: „Wir schätzen diese schrittweise Integration sehr. Für uns ist diese Initiative nicht so sehr ein Ersatz für die Mitgliedschaft als eher eine Möglichkeit, sowohl die Länder des westlichen Balkans (nach Maßgabe ihrer jeweiligen Leistungen) als auch die EU auf die Aufnahme vorzubereiten.“

Ministerpräsident Rama erklärte: „Meiner Ansicht nach sollten auch das Europäische Parlament, die Europäische Kommission und der Europäische Rat unbedingt eine solche Initiative ergreifen. Nur so kann allen Ansprüchen Genüge getan werden, und es lässt sich sehr konkret eine neue Dynamik anschieben.“

Věra Jourová, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für Werte und Transparenz, sagte: „Die Erweiterung liegt in unserem beiderseitigen Interesse, sie bleibt eine geostrategische Investition für die EU. Wir unterstützen deshalb den heutigen Start dieser Initiative und alle weiteren Initiativen, die unseren Partnerländern bei ihren Reformbemühungen helfen, die eine Stärkung ihrer Wirtschaft und der Demokratie zum Ziel haben.“

Die vollständige Liste der ausgewählten Erweiterungskandidatenmitglieder finden Sie hier. (at)

Woche der Zivilgesellschaft: Europäische Zivilgesellschaft formuliert Erwartungen an künftige EU-Spitze

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) veranstaltete vom 4. bis 7. März zum allerersten Mal die Woche der Zivilgesellschaft, an der über 800 Vertreterinnen und Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Jugendgruppen teilnahmen, um über die bevorstehende Europawahl und die Zukunft der EU zu beraten. Die Ergebnisse der Debatten fließen in eine vom EWSA im Juli zu verabschiedende Entschließung ein, in der die Zivilgesellschaft ihre Erwartungen an die künftige Führung des Europäischen Parlaments und der Kommission formuliert.

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Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) veranstaltete vom 4. bis 7. März zum allerersten Mal die Woche der Zivilgesellschaft, an der über 800 Vertreterinnen und Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Jugendgruppen teilnahmen, um über die bevorstehende Europawahl und die Zukunft der EU zu beraten. Die Ergebnisse der Debatten fließen in eine vom EWSA im Juli zu verabschiedende Entschließung ein, in der die Zivilgesellschaft ihre Erwartungen an die künftige Führung des Europäischen Parlaments und der Kommission formuliert.

Mit der Woche der Zivilgesellschaft und den dabei stattfindenden fünf wichtigen Initiativen – den Tagen der Zivilgesellschaft, dem Tag der Europäischen Bürgerinitiative, der Jugendplenartagung „Your Europe, Your Say!“ (YEYS), dem Preis der Zivilgesellschaft und dem Journalistenseminar – verfolgt der EWSA folgende Ziele:

  • Befähigung der Bürgerinnen und Bürger, sich in EU-Fragen einzubringen und ihre demokratischen Rechte auszuüben;
  • Ermittlung von Bedrohungen für die demokratischen Werte wie Desinformation und Politikverdrossenheit sowie Umsetzung entsprechender Gegenmaßnahmen;
  • Konsultation der Zivilgesellschaft, um deren Empfehlungen in künftige EU-Pläne einfließen zu lassen.

Im Mittelpunkt der von den zivilgesellschaftlichen Organisationen formulierten Forderungen an die künftige EU-Spitze stehen in erster Linie eine bürgernahe Regierungsführung, inklusive politische Maßnahmen und eine nachhaltige Zukunft für alle Europäerinnen und Europäer.

Bekämpfung von Falschinformation

Im Vorfeld der Europawahl äußerten sich Jugendvertreter und Journalisten besorgt über die zunehmende Verbreitung von Falschinformationen und die immer stärkere Polarisierung im Internet und betonten die Notwendigkeit eines soliden Rechtsrahmens. So fordern die Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft eine Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Schulen und Technologieunternehmen, um digitale Kompetenzen und damit ein wissenstarkes und inklusives Online-Umfeld zu fördern.

Eine Wirtschaft im Dienste der Menschen und des Planeten

Die Vertreter der Zivilgesellschaft drangen darauf, von den rein wachstumsorientierten hin zu ganzheitlichen Ansätzen überzugehen, bei denen Wohlergehen, Wohlstand und Umweltgrenzen im Vordergrund stehen. Im Einklang damit sprachen sich Jugendorganisationen für eine Richtlinie zur Nachhaltigkeit von Unternehmen aus und schlugen Sondersteuern auf umweltschädliche Güter vor.

Außerdem hoben die Teilnehmer die Rolle der EU beim digitalen Wandel hervor und forderten diese auf, eine ethische Führungsrolle im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu übernehmen und die Bürgerinnen und Bürger besser über dieses Thema aufzuklären. Ziel sollte es sein, ein verantwortungsvolles Wirtschaftswachstum zu gewährleisten und den Bürgerinnen und Bürgern zu befähigen, sich in der sich wandelnden technologischen Landschaft zurechtzufinden.

Stärkung der Handlungskompetenz junger Menschen

Die Vertreter der Zivilgesellschaft forderten eindringlich, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, die Zukunft Europas mitzugestalten. Sie plädierten für einen „Jugendtest“, bei dem die Auswirkungen aller politischen Maßnahmen der EU auf die jüngeren Generationen bewerten werden. Konkret schlugen Jugendgruppen eine „Jugendquote“ für die Wahl zum Europäischen Parlament vor, um für eine bessere Vertretung junger Menschen zu sorgen.

Stärkung der Demokratie

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer forderten eine widerstandsfähigere und inklusivere Demokratie sowie insbesondere einen strukturierten zivilgesellschaftlichen Dialog auf allen Regierungsebenen. Dieser Dialog soll in Verbindung mit dem Aufbau von Kapazitäten auch die Zivilgesellschaft in den EU-Kandidatenländern stärken und so ein sicheres und förderliches Umfeld schaffen, in dem die Zivilgesellschaft in Europa florieren kann.

Konsultieren alleine reicht nicht aus

Im Rahmen der Woche der Zivilgesellschaft wurden die Stärken und Schwächen der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) aufgezeigt. Die mit EBI erzielten Erfolge wurden zwar gewürdigt, jedoch sei die Reaktion der EU-Organeunzureichend. Auf EBI müssten substanzielle Antworten folgen, zudem sollten stärkere Partnerschaften gefördert und die Bürgerbeteiligung durch den Austausch bewährter Verfahren gestärkt werden.

Ausblick

Diese Empfehlungen werden in eine vom EWSA zu verabschiedende Entschließung einfließen, in der die Erwartungen der Zivilgesellschaft an das nächste Europäische Parlament und die nächste Kommission dargelegt werden. (gb)

EWSA-Preis der Zivilgesellschaft zum Thema psychische Gesundheit geht an die Stiftung „Third Age“ aus Irland

Mit dem EWSA-Preis der Zivilgesellschaft werden gemeinnützige Projekte ausgezeichnet, die von Einzelpersonen, Organisationen der Zivilgesellschaft und Unternehmen durchgeführt werden. Der Preis ist jedes Jahr einem anderen wichtigen Thema aus dem Arbeitsbereich des EWSA gewidmet. Mit dem 14. Preis der Zivilgesellschaft zum Thema psychische Gesundheit werden die irische Stiftung „Third Age“ und ihr Netzwerk für soziales Engagement „AgeWell“ ausgezeichnet, die sich gegen Einsamkeit im Alter engagieren.

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Mit dem EWSA-Preis der Zivilgesellschaft werden gemeinnützige Projekte ausgezeichnet, die von Einzelpersonen, Organisationen der Zivilgesellschaft und Unternehmen durchgeführt werden. Der Preis ist jedes Jahr einem anderen wichtigen Thema aus dem Arbeitsbereich des EWSA gewidmet. Mit dem 14. Preis der Zivilgesellschaft zum Thema psychische Gesundheit werden die irische Stiftung „Third Age“ und ihr Netzwerk für soziales Engagement „AgeWell“ ausgezeichnet, die sich gegen Einsamkeit im Alter engagieren.

Am 7. März zeichnete der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) fünf gemeinnützige Organisationen für ihren herausragenden Beitrag zur Bekämpfung psychischer Erkrankungen aus, die in der EU dramatisch zugenommen haben.

Das Preisgeld in Höhe von 50 000 Euro wurde unter fünf ausgezeichneten Projekten aufgeteilt.

Die irische Wohltätigkeitsstiftung Third Age erhielt den ersten Preis, der mit 14 000 Euro dotiert ist.

Die vier weiteren Preisträger in folgender Reihenfolge erhielten jeweils 9 000 Euro:

  • 2. Platz: Vereinigung Pro Lapinlahti, FINNLAND, für ihr Gemeinschaftszentrum Lapinlahden Lähde
  • 3. Platz: Integra, SLOWAKEI, für ihre Initiative „Crazy? So what!“
  • 4. Platz: Stiftung Lilinkoti, FINNLAND, für ihre Spiele The World of Recovery
  • 5. Platz: Organisation Animenta, ITALIEN, für ihr Projekt Telling Stories for Good

GEWINNER DES ERSTEN PREISES

Mit AgeWell, ihrem Netzwerk für soziales Engagement, hilft die irische Wohltätigkeitsstiftung Third Age älteren Menschen, die isoliert, gebrechlich und schutzbedürftig sind. Im Rahmen dieses einzigartigen gemeindenahen Diensts helfen Menschen über 50 gefährdeten und bedürftigen älteren Menschen. AgeWell bietet durch eine Kombination aus Hausbesuchen und einem Fragebogen zur psychischen Gesundheit auf dem Smartphone somit Gesellschaft und emotionale Unterstützung und trägt zur frühzeitigen Erkennung von Gesundheitsrisiken bei.

WEITERE AUSGEZEICHNETE PROJEKTE

Der zweite Platz geht an die finnische Vereinigung Pro Lapinlahti und ihr Gemeinschaftszentrum Lapinlahden Lähde („Der Frühling von Lapinlahti“). Das Zentrum, das im Rahmen der Renovierung des Krankenhauses von Helsinki in Lapinlahti errichtet wurde, organisiert verschiedene Workshops und Veranstaltungen rund um die psychische Gesundheit und zieht jedes Jahr 50 000 Besucher an. Das Zentrum ist eine „diagnosefreie Zone“, jeder darf sein, wie er ist, niemand wird abgestempelt oder aufgrund einer Diagnose stigmatisiert. Es geht darum, die Menschen zu stärken und nicht zu bevormunden.

Auf dem dritten Platz steht die slowakische Organisation Integra mit ihrer Initiative „Crazy? So what!“, die Stereotype durchbrechen will, indem sie bei jungen Menschen ein auf Mitgefühl basierendes Verständnis der psychischen Gesundheit fördert. Integra veranschaulicht, was es bedeutet, unter psychischen Störungen zu leiden, und zeigt Wege zur Genesung auf.

Die finnische Stiftung Lilinkoti erhielt den vierten Platz. Sie will psychische Gesundheit mit ihren innovativen und kreativen Spielen „The World of Recovery“ fördern. Die Spiele unterstützen die psychische Gesundheit durch Ziele, die ein gesundes Selbstbild, persönliche Autonomie und ein aktives und sinnvolles Leben anregen. Das erste Spiel ist ein gewaltfreies Handyspiel, bei dem zweiten Spiel handelt es sich um ein preisgekröntes Rollenspiel-Brettspiel. Die Zielgruppe der kostenlosen Spiele sind Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen und ehemalige Drogenabhängige sowie Fachleute.

Das Projekt „Telling Stories for Good“ der gemeinnützigen Organisation Animenta gewann den fünften Platz. Mit dem Projekt schreibt Animenta stereotype Narrative zu Essstörungen um. Allein in Italien leiden mehr als vier Millionen Menschen darunter, zwei Millionen der Betroffenen sind Jugendliche. Die Präventions- und Sensibilisierungsprogramme von Animenta werden von Freiwilligen im Internet und in Schulen in ganz Italien durchgeführt.

Der EWSA hat das Verfahren für den diesjährigen Preis im Juli 2023 eingeleitet. Indem der EWSA seinen Preis dem Thema psychische Gesundheit gewidmet hat, wollte er die Schlüsselrolle der Zivilgesellschaft bei der Behandlung und Prävention von Problemen im Bereich der psychischen Gesundheit würdigen. Die Preisträger wurden aus über 100 Bewerbungen aus 23 Mitgliedstaaten ausgewählt.

Bei früheren Ausgaben des Preises standen junge Menschen und die Hilfe für die Ukraine, der Klimaschutz, die Gleichstellung der Geschlechter, die Stärkung der Rolle von Frauen und die Migration im Mittelpunkt. 2020 verlieh der EWSA anstelle des Preises der Zivilgesellschaft einmalig einen Sonderpreis der zivilgesellschaftlichen Solidarität bei der Bekämpfung von COVID-19. (ll)

Tag der Europäischen Bürgerinitiative 2024: eine höhere Messlatte für die Bürgerbeteiligung

Der Tag der Europäischen Bürgerinitiative 2024 hat deutlich vor Augen geführt, wo die Möglichkeiten und Grenzen der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) liegen. Natürlich wurde gewürdigt, wie durch frühere Initiativen für Anliegen sensibilisiert und eine öffentliche Debatte angestoßen werden konnte. Doch im Rahmen der Diskussionsrunden kam auch die Enttäuschung darüber zur Sprache, dass die EU-Organe auf Anliegen nicht angemessen reagieren und diese nicht konsequent weiterverfolgen.

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Der Tag der Europäischen Bürgerinitiative 2024 hat deutlich vor Augen geführt, wo die Möglichkeiten und Grenzen der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) liegen. Natürlich wurde gewürdigt, wie durch frühere Initiativen für Anliegen sensibilisiert und eine öffentliche Debatte angestoßen werden konnte. Doch im Rahmen der Diskussionsrunden kam auch die Enttäuschung darüber zur Sprache, dass die EU-Organe auf Anliegen nicht angemessen reagieren und diese nicht konsequent weiterverfolgen.

Wichtigste Anregungen vom Tag der Europäischen Bürgerinitiative:

  • Mehr als ein Zettelkasten für Vorschläge:  Erfolgreiche Europäische Bürgerinitiativen sollten automatisch substanzielle Maßnahmen der Kommission nach sich ziehen. Dazu gehören auch konkrete Antworten sowie gegebenenfalls Legislativvorschläge. Dadurch hätten die Bürgerinitiativen direkten Einfluss auf das EU-Recht und würden zu einem zielführenden Dialog zwischen Bürgern und Institutionen beitragen.
  • Stärkere Partnerschaften: Zusammenarbeit ist entscheidend. Die strategische Zusammenarbeit zwischen Organisatoren, Zivilgesellschaft, Medien und öffentlichen Partnern ist die Voraussetzung dafür, dass Bürger sich mehr Gehör verschaffen können.
  • Kontinuierliche Verbesserungen: Der Rahmen der EBI wird ständig weiterentwickelt. Durch Erschließung bewährter Verfahren und Förderung des Wissensaustauschs zwischen Interessenträgern kann das EBI-Verfahren verbessert und noch mehr Bürgerinnen und Bürger die aktive Teilnahme ermöglicht werden.

Die Bürgerinnen und Bürger können die EU in Form einer Europäischen Bürgerinitiative auffordern, tätig zu werden und ein neues Gesetz zu einem bestimmten Thema vorzuschlagen. Wenn eine Initiative eine Million Unterschriften erhalten hat, entscheidet die Kommission, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. (gb)

YEYS 2024: Jugendprioritäten für die nächste Legislaturperiode der EU

Mehr als 100 junge Menschen aus der EU, den Kandidatenländern und dem Vereinigten Königreich kamen zur Jugendplenartagung Your Europe, Your Say! (YEYS) zusammen, um sich über ihre Visionen und Empfehlungen für die Zukunft der Europäischen Union auszutauschen. Da bald die Europawahlen anstehen, geht es bei YEYS 2024 in erster Linie darum, wie Desinteresse angegangen und die Beteiligung junger Menschen gefördert werden können.

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Mehr als 100 junge Menschen aus der EU, den Kandidatenländern und dem Vereinigten Königreich kamen zur Jugendplenartagung Your Europe, Your Say! (YEYS) zusammen, um sich über ihre Visionen und Empfehlungen für die Zukunft der Europäischen Union auszutauschen. Da bald die Europawahlen anstehen, geht es bei YEYS 2024 in erster Linie darum, wie Desinteresse angegangen und die Beteiligung junger Menschen gefördert werden können.

Wichtigste Empfehlungen:

  1. Einführung einer Jugendquote für die Wahlen zum Europäischen Parlament.
  2. Erlass einer Richtlinie, die Menschenrechte und Umwelterwägungen in Lieferketten und Unternehmenstätigkeiten vorschreibt.
  3. Schaffung eines Rechtsrahmens für soziale Medien, um Polarisierung und Desinformation zu bekämpfen.
  4. Entwicklung einer standardisierten Strategie für sexuelle und reproduktive Rechte.
  5. Umsetzung besonderer Steuerleitlinien für klimaschädliche Waren – mit den Erlösen sollen klimafreundliche Initiativen finanziert werden.

Diese Vorschläge werden den EU-Institutionen und politischen Entscheidungsträgern vorgelegt. Außerdem werden sie in der Woche der Zivilgesellschaft thematisiert und in eine Entschließung des EWSA zur bevorstehenden Europawahl einfließen.(gb)

EWSA fordert eine Strategie für den zivilgesellschaftlichen Dialog

In einer Debatte mit Dubravka Šuica, Kommissionsvizepräsidentin für Demokratie und Demografie, forderte der EWSA eine Strategie für den zivilgesellschaftlichen Dialog als ersten Schritt zu einer größeren Rolle der Zivilgesellschaft und einer umfassenderen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der EU-Politikgestaltung.

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In einer Debatte mit Dubravka Šuica, Kommissionsvizepräsidentin für Demokratie und Demografie, forderte der EWSA eine Strategie für den zivilgesellschaftlichen Dialog als ersten Schritt zu einer größeren Rolle der Zivilgesellschaft und einer umfassenderen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der EU-Politikgestaltung.

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) formulierte seine Forderungen in der Stellungnahme Perspektiven für die Stärkung des zivilgesellschaftlichen Dialogs und der partizipativen Demokratie in der EU, die nach der Debatte auf der EWSA-Plenartagung am 15. Februar verabschiedet wurde.

Er betont darin, dass Artikel 11 des EU-Vertrags, laut dem die Organe gemeinsam Verantwortung dafür tragen, dass die organisierte Zivilgesellschaft aktiv an der Ausarbeitung von EU-Rechtsvorschriften beteiligt wird, so rasch wie möglich umgesetzt werden muss.

Dies sollte zu den Folgemaßnahme zur Konferenz zur Zukunft Europas gehören, der wegweisenden Initiative und wichtigen Übung in Demokratie, bei der Bürgerinnen und Bürger Debatten zu Themen führten, die für ihr Leben unmittelbar relevant sind.

„Wir sind uns alle einig, dass die Bürgerinnen und Bürger über die Wahlurne hinaus Gehör finden müssen. Wir alle in den EU-Institutionen müssen die Zivilgesellschaft über die bloße Unterrichtung und Konsultation hinaus besser in einen sinnvollen Dialog einbeziehen“, so EWSA-Präsident Oliver Röpke.

Der Aufbau einer transparenteren, inklusiveren und demokratischeren EU erfordert ein verstärktes bürgerschaftliches Engagement und eine starke Partnerschaft zwischen den Institutionen auf europäischer und nationaler Ebene. „Dank unserer gemeinsamen Anstrengungen werden wir sicherstellen, dass die EU den Menschen weiter Hoffnung gibt und ein Modell für partizipative Demokratie in der Welt bleibt“, betonte Kommissionsvizepräsidentin Šuica.

Pietro Barbieri, Berichterstatter für die Stellungnahme, erklärte: „In dieser Stellungnahme fordert der EWSA von den EU-Institutionen als konkreten Schritt die Annahme einer Strategie für den zivilgesellschaftlichen Dialog sowie eines diesbezüglichen Aktionsplans und einer interinstitutionellen Vereinbarung, an der alle Ebenen der EU beteiligt sind. Der EWSA reagiert damit auf ein dringendes Bedürfnis der Zivilgesellschaft, das nicht mehr länger ignoriert werden darf.“

Ko-Berichterstatterin Miranda Ulens fügte hinzu: „Wir haben bereits bewährte Praktiken für den sozialen Dialog. Unsere Vorschläge werden dafür sorgen, dass auch die Stimmen anderer legitimer und repräsentativer Organisationen Gehör finden. Lasst uns ein wirklich demokratisches Europa für seine Bürgerinnen und Bürger schaffen! #TogetherStrong!“ (ll)

Meet the Champions of Excellence: EWSA und Europäische Kommission rücken den Beitrag der beruflichen Bildung zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels in den Blickpunkt

Am 23. Februar organisierten der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) und die Europäische Kommission eine zentrale Veranstaltung zum Europäischen Jahr der Kompetenzen. Über 400 junge Menschen aus sämtlichen EU-Mitgliedstaaten beleuchteten dort die für die derzeitigen und künftigen Arbeitsplätze benötigten Kompetenzen.

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Am 23. Februar organisierten der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) und die Europäische Kommission eine zentrale Veranstaltung zum Europäischen Jahr der Kompetenzen. Über 400 junge Menschen aus sämtlichen EU-Mitgliedstaaten beleuchteten dort die für die derzeitigen und künftigen Arbeitsplätze benötigten Kompetenzen.

An der Veranstaltung Meet the Champions of Excellence nahmen 35 junge „EU-Champions“ der jüngsten Berufswettbewerbe WorldSkills, EuroSkills und Abylimpics (ein olympischer Berufswettbewerb für Menschen mit Behinderungen) – mit über 20 verschiedenen Disziplinen wie mobile Robotik, IKT, Mechanik, Grafikdesign, Automobiltechnologien und Bauwesen – teil.

Die „Champions“ tauschten inspirierende Erfahrungsberichte über ihre Bildungs- und Berufslaufbahn aus. Bei spezifischen Vorführungen in Bereichen wie Floristik, Autolackiererei, Robotik und virtuelle Realität, bei denen es auch um die Integration von Robotiksystemen, einen Roboter zur Minenräumung in der Ukraine und computergestütztes Design (CAD) ging, konnten die jungen Teilnehmenden herkömmliche und neue Kompetenzen aus nächster Nähe kennenlernen.

Ziel waren Informationen über die Vorteile und Chancen der beruflichen Aus- und Weiterbildung, insbesondere vor dem Hintergrund des ökologischen und des digitalen Wandels sowie der künftigen Arbeitswelt. Die berufliche Aus- und Weiterbildung ist auch angesichts des derzeit in der EU herrschenden Arbeits- und Fachkräftemangels und Missverhältnisses zwischen Kompetenzangebot und -nachfrage wichtig. Mehr als drei Viertel der europäischen Unternehmen berichten über Schwierigkeiten bei der Suche nach Arbeitskräften mit den erforderlichen Kompetenzen.

EWSA-Präsident Oliver Röpke erklärte: „Kompetenzen sind eine Grundvoraussetzung dafür, dass sich junge Menschen privat und beruflich entfalten können. Dank Kompetenzen können wir uns im Zuge des derzeitigen digitalen und ökologischen Wandels nicht nur anpassen, sondern auch die Arbeitsplätze von morgen gestalten.“

Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, betonte: „Die berufliche Bildung bietet auf dem heutigen Arbeitsmarkt eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten. Ich bin davon überzeugt, dass die berufliche Aus- und Weiterbildung dazu beitragen kann, das Missverhältnis zwischen Kompetenzangebot und -nachfrage sowie den Arbeitskräftemangel zu beheben, die momentan die europäische Wirtschaft bremsen.“

Die Veranstaltung hat gezeigt, dass eine berufliche Aus- und Weiterbildung eine hervorragende Entscheidung ist. Sie bietet gute Karriereaussichten und schnellere Beschäftigungsmöglichkeiten, sowohl jungen Menschen als auch Erwachsenen, die ihren Arbeitsplatz wechseln oder einfach ihre Kompetenzen verbessern wollen. Dennoch ist sie immer noch für viele angehende Studierende oftmals nur die zweite Wahl. Im Jahr 2021 nahm etwas mehr als die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler des mittleren Bildungsniveaus in der EU an Programmen mit beruflicher Ausrichtung teil.

2022 konnten nahezu 80 % der Absolventinnen und Absolventen der beruflichen Aus- und Weiterbildung einen Arbeitsplatz finden. Die EU strebt ein Ziel von 82 % bis 2025 an. (ll)

Europäischer Demokratiepass aktualisiert

Wollen Sie das Bildungssystem verändern? Haben Sie ein Problem mit kontaminierten Lebensmitteln? Möchten Sie, dass der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert wird? Oder haben Sie Probleme mit der grenzüberschreitenden Registrierung Ihres Unternehmens? Die Bürgerinnen und Bürger der EU haben viele Rechte, aber sie müssen auch schwierige Entscheidungen treffen und wissen, wie und in welchen Bereichen sie etwas bewirken können.

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Wollen Sie das Bildungssystem verändern? Haben Sie ein Problem mit kontaminierten Lebensmitteln? Möchten Sie, dass der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert wird? Oder haben Sie Probleme mit der grenzüberschreitenden Registrierung Ihres Unternehmens? Die Bürgerinnen und Bürger der EU haben viele Rechte, aber sie müssen auch schwierige Entscheidungen treffen und wissen, wie und in welchen Bereichen sie etwas bewirken können.

Unser beliebter Europäischer Demokratiepass bietet Antworten und wurde gerade aktualisiert! Er enthält Fakten, Hintergrundinformationen und Anleitungen zu allen Aspekten der modernen europäischen Demokratie, einschließlich einer Übersicht der Beteiligungsinstrumente und eines ausführlichen Handbuchs zur Europäischen Bürgerinitiative (EBI).

Die neue Fassung ist bereits in mehreren Sprachen verfügbar, weitere Sprachen werden in den nächsten Wochen hinzukommen. (cw)

Aktuelles aus den Gruppen

Die Zeit ist reif für ein umfassendes Programm für die europäische Verteidigungsindustrie

von Antonello Pezzini, Delegierter der Beratenden Kommission für den industriellen Wandel und ehemaliges Mitglied der Gruppe Arbeitgeber im EWSA

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von Antonello Pezzini, Delegierter der Beratenden Kommission für den industriellen Wandel und ehemaliges Mitglied der Gruppe Arbeitgeber im EWSA

Im Januar bekräftigte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton, dass die Schaffung eines leistungsfähigen Binnenmarkts für Verteidigungsgüter im Sicherheitsinteresse der EU liegt. „Mit Munition für die Ukraine haben wir angefangen“, erklärte er. „Jetzt müssen wir größer denken. Wir brauchen ein umfangreiches Programm für die europäische Verteidigungsindustrie, mit dem wir die Produktionskapazität der europäischen Industrie erhöhen und die für den Schutz umstrittener Gebiete erforderliche Infrastruktur entwickeln können.“

Der EWSA hat mehrmals darauf hingewiesen, dass es eines Europäischen Programms zur industriellen Entwicklung im Verteidigungsbereich (EDIDP) bedarf, um ein interoperables und integriertes gemeinsames Verteidigungssystem aufzubauen.

Dieses Ziel ist umso dringlicher in der derzeitigen geopolitischen Lage. Diese zwingt uns, die strategische Autonomie Europas im Verteidigungsbereich zu verbessern und eine starke, gemeinsame technisch-industrielle Basis zu entwickeln.

Das EDIDP sollte in eine gemeinsame Strategie für die Verteidigungsindustrie eingebettet sein, die zu einer effektiven Integration europäischer Hersteller und Nutzer unter Beteiligung von mindestens drei Mitgliedstaaten ausgebaut werden kann.

Es wird immer deutlicher, dass ein strukturierter Dialog auf europäischer Ebene in Übereinstimmung und Koordinierung mit der NATO geführt werden und ein Rat der Verteidigungsminister eingerichtet werden muss, der als Forum für die Konsultation und Annahme genuin europäischer Beschlüsse die ständige politische Führung übernimmt.

Die rechtlichen Bestimmungen müssen Folgendes gewährleisten: ein ausgewogenes Verhältnis zwischen großen und kleinen Ländern, einen 20 %-igen Anteil kleinerer Unternehmen an den teilnehmenden Unternehmen, die Ausbildung von Fachkräften und neuen Berufsprofilen sowie die Umschulung von Mitarbeitern, deren Kompetenzen nicht mehr gebraucht werden oder veraltet sind.

Jetzt ist es an der Zeit für einen umfassenderen, entschiedeneren Ansatz. Wir brauchen ein groß angelegtes Programm für die europäische Verteidigungsindustrie, das durch die Entwicklung von Gütern mit doppeltem Verwendungszweck die industrielle Basis Europas stärkt. Diese sog. Dual-Use-Güter, einschließlich Software und Technologie, können sowohl für zivile als auch militärische Zwecke genutzt werden. Dazu gehören auch Güter, die für den Entwurf, die Entwicklung, die Herstellung oder den Einsatz chemischer oder biologischer Waffen und ihrer Trägersysteme verwendet werden können.

Den Volltext des Artikels von Antonello Pezzini finden Sie im Newsletter der Gruppe Arbeitgeber im EWSA unter: https://europa.eu/!vYX7Wq

Vom Stall zum Krawall?

Kein Grüner Deal ohne sozialen Deal

von der Gruppe Arbeitnehmer im EWSA

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Kein Grüner Deal ohne sozialen Deal

von der Gruppe Arbeitnehmer im EWSA

Am 26. Februar blockierten protestierende Landwirte mit ihren Traktoren zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen die Brüsseler Straßen. Ganz anders als sonst, wenn Menschen im Anzug und mit korrektem Haarschnitt das EU-Viertel bevölkern, bestimmten Laster, Traktoren, Strohballen und brennende Reifen das Straßenbild. Die vielschichtigen Gründe für die Proteste der Bauern reichen von der GAP und der Umweltpolitik bis hin zu völlig anderen Themen.

Die Wahrheit ist doch: Um die ländlichen Gebiete Europas ist es schlecht bestellt, und das schon seit langem. Die Gruppe Arbeitnehmer und der EWSA in seiner Gesamtheit haben wiederholt gemahnt, dass es ohne einen sozialen Deal keinen Grünen Deal geben kann. Wenn man versucht sein könnte, dies als Brüsseler Wortgeplänkel abzutun, wäre das eine gravierende Fehleinschätzung. Der ländliche Raum steht vor echten Problemen. Dazu gehören Intermediäre, die den Erzeugern ein Almosen zahlen, den Verbrauchern aber horrende Preise abverlangen, unzureichende Hilfen für die Inangriffnahme von Umweltreformen, ein (unfairer) Freihandel, harte Arbeitsbedingungen und der Klimawandel.

Die Reaktion der Europäischen Kommission, die hastig Pestizid-Vorschriften zurücknahm, gibt noch mehr Anlass zur Sorge als das Fehlen einer angemessenen Konsultation und Einbindung der Sozialpartner und die Untätigkeit auf sozialpolitischer Ebene. Ähnlich wie bei Umweltmaßnahmen verschafft der Verzicht auf diese Maßnahmen unseren Politikern zwar Zeit. Das Problem ist aber, dass wir damit über einen Kipppunkt für die Umwelt hinauskommen.

Außerdem versucht die extreme Rechte im Vorfeld der Wahlen, Kapital aus der Unzufriedenheit zu schlagen, und in gewissem Umfang gelingt es ihr sogar, den Protest gegen die Nachhaltigkeitsziele, den Grünen Deal und die Agenda 2030 zu lenken.

Konferenz „Perspektiven für die Stärkung der Zivilgesellschaft und der partizipativen Demokratie in der EU“

von der Gruppe Organisationen der Zivilgesellschaft

Die Gruppe Organisationen der Zivilgesellschaft des EWSA wird im Rahmen einer Konferenz am 25. März von 14.30 bis 18.00 Uhr in Brüssel die Frage erörtern, was auf EU-Ebene und in den einzelnen Mitgliedstaaten getan werden kann, um einen wirksamen und nachhaltigen zivilgesellschaftlichen Dialog und die partizipative Demokratie zu fördern.

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von der Gruppe Organisationen der Zivilgesellschaft

Die Gruppe Organisationen der Zivilgesellschaft des EWSA wird im Rahmen einer Konferenz am 25. März von 14.30 bis 18.00 Uhr in Brüssel die Frage erörtern, was auf EU-Ebene und in den einzelnen Mitgliedstaaten getan werden kann, um einen wirksamen und nachhaltigen zivilgesellschaftlichen Dialog und die partizipative Demokratie zu fördern.

Als Gastredner werden u. a. erwartet:

  • Pedro Silva Pereira, Vizepräsident des Europäischen Parlaments und Vertreter der Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola für Kontakte zu zivilgesellschaftlichen Organisationen, die die Bürger vertreten, und
  • S. E. Willem van de Voorde, Botschafter Belgiens und Ständiger Vertreter Belgiens bei der EU.

Auf der Konferenz sollen die folgenden beiden Initiativen vorgestellt werden:

  • die Stellungnahme des EWSA „Perspektiven für die Stärkung des zivilgesellschaftlichen Dialogs und der partizipativen Demokratie in der EU“ SOC/782), die auf ein Ersuchen des belgischen EU-Ratsvorsitzes zurückgeht und auf der Plenartagung des EWSA vom 15. Februar verabschiedet wurde, und
  • ein von 156 Unterzeichnern aus 26 EU-Mitgliedstaaten unterstützter, von der Gruppe Organisationen der Zivilgesellschaft und Civil Society Europe verfasster offener Brief. Darin werden die EU-Organe aufgefordert, konkret tätig zu werden, um in allen Politikbereichen einen offenen, transparenten und regelmäßigen Dialog mit den Organisationen der Zivilgesellschaft zu etablieren.

Auf der Konferenz werden institutionelle Interessenträger mit einem breiteren Publikum erörtern, wie die im Rahmen dieser und anderer Initiativen vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden können.

Die Konferenz ist öffentlich. Bei Interesse an einer aktiven Teilnahme vor Ort oder per Videokonferenz melden Sie sich bitte an. Die Veranstaltung wird per Webstream übertragen.

Weitere Informationen zum Programmentwurf, zur Anmeldung und zum Webstream finden Sie auf der Website der Veranstaltung.

Soon in the EESC/Cultural events

Broschüre zum 14. Preis der Zivilgesellschaft: Erfahren Sie mehr über die eingereichten Projekte!

Um die Bemühungen der Zivilgesellschaft zur Eindämmung der lautlosen Epidemie psychischer Störungen in der EU sichtbar zu machen, hat der EWSA eine Broschüre mit einer Reihe von Einsendungen für den Preis der Zivilgesellschaft zum Thema psychische Gesundheit veröffentlicht. Die Broschüre finden Sie hier.

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Um die Bemühungen der Zivilgesellschaft zur Eindämmung der lautlosen Epidemie psychischer Störungen in der EU sichtbar zu machen, hat der EWSA eine Broschüre mit einer Reihe von Einsendungen für den Preis der Zivilgesellschaft zum Thema psychische Gesundheit veröffentlicht. Die Broschüre finden Sie hier.

Wussten Sie schon …? Fakten und Zahlen zur psychischen Gesundheit

Die Datenlage zur psychischen Gesundheit in der EU gibt wahrlich keinerlei Anlass, sich entspannt zurückzulehnen, sie sollte uns vielmehr aufrütteln. Der EWSA spricht sich sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene für stärkere Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit aus. Außerdem fordert er verbindliche Rechtsvorschriften zur Prävention psychosozialer Risiken am Arbeitsplatz. Mit dem Preis der Zivilgesellschaft zum Thema psychische Gesundheit würdigt der EWSA die anhaltenden Bemühungen der Zivilgesellschaft um die Verbesserung des Wohlbefindens der Menschen in Europa.

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Die Datenlage zur psychischen Gesundheit in der EU gibt wahrlich keinerlei Anlass, sich entspannt zurückzulehnen, sie sollte uns vielmehr aufrütteln. Der EWSA spricht sich sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene für stärkere Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit aus. Außerdem fordert er verbindliche Rechtsvorschriften zur Prävention psychosozialer Risiken am Arbeitsplatz. Mit dem Preis der Zivilgesellschaft zum Thema psychische Gesundheit würdigt der EWSA die anhaltenden Bemühungen der Zivilgesellschaft um die Verbesserung des Wohlbefindens der Menschen in Europa.

  1. Angesichts des europaweit verzeichneten sprunghaften Anstiegs psychischer Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen im Zuge der COVID-Pandemie hat der EWSA beschlossen, seinen prestigeträchtigen Preis der Zivilgesellschaft dem Thema der psychischen Gesundheit zu widmen. Nach Angaben der OECD hat sich die Zahl junger Menschen mit Angstsymptomen in mehreren europäischen Ländern mehr als verdoppelt. Auch Essstörungen treten seit der Pandemie insbesondere bei Jugendlichen früher auf. Schon vor COVID-19 waren mindestens 84 Millionen Menschen, d. h. ca. 17 % der Bevölkerung, in der EU von psychischen Problemen betroffen.
  2. Circa 4 % der Todesfälle in der EU sind jedes Jahr auf psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen zurückzuführen. Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm: Die direkten und indirekten Kosten belaufen sich auf ungefähr 4 % des BIP. Mehr als ein Drittel dieser Kosten sind auf niedrigere Beschäftigungsquoten und eine geringere Arbeitsproduktivität zurückzuführen.
  3. 2020 gaben laut Eurostat 44,6 % der erwerbstätigen Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren in der EU an, bei der Arbeit mit Risikofaktoren für ihr psychisches Wohlbefinden konfrontiert zu sein. Als häufigsten Risikofaktor für das psychische Wohlbefinden am Arbeitsplatz nannten fast 20 % der Erwerbstätigen in der EU Arbeitsüberlastung oder Zeitdruck.
  4. Das psychische Wohlbefinden steht auf der politischen Agenda der EU ganz oben. Dementsprechend hat die Kommission im Juni 2023 eine umfassende Herangehensweise für den Bereich der psychischen Gesundheit angenommen. Dieser neue Ansatz, den die EU mit Mitteln in Höhe von 1,23 Mrd. Euro fördert, zielt darauf ab, die psychische Gesundheit in allen Politikbereichen der EU zu fördern, und beruht auf drei Leitprinzipien: i) angemessene und wirksame Prävention, ii) Zugang zu hochwertiger und bezahlbarer psychischer Gesundheitsversorgung und Behandlung und iii) Wiedereingliederung in die Gesellschaft nach der Genesung. Die psychische Gesundheit hat auch für den EWSA politische Priorität und ist ein zentraler Punkt seiner Arbeit.
  5. Nicht weniger als 105 Projekte aus der ganzen EU wurden für den Preis der Zivilgesellschaft vorgeschlagen. Das Themenspektrum ist weit gefächert: von Projekten zur Prävention psychosozialer Risiken am Arbeitsplatz oder zur Bewältigung von Problemen wie Drogenmissbrauch und Onlinesucht bis hin zur Bekämpfung der Stigmatisierung psychischer Probleme und zur Förderung der gemeindenahen Unterstützung. Der EWSA hofft, dass er durch die prominente Würdigung dieses wichtigen Engagements nichtstaatlicher Akteure andere inspirieren kann, diesem Beispiel zu folgen. (sg)

Schutz der psychischen Gesundheit im Alter: was soziale Kontakte bewirken

Über ihr Netzwerk für soziales Engagement AgeWell bekämpft die irische Wohltätigkeitsstiftung Third Age Einsamkeit im Alter. Die selbst über 50jährigen Begleitpersonen von AgeWell besuchen einmal wöchentlich ältere Menschen zu Hause und leisten ihnen nicht nur Gesellschaft, sondern achten über eine Smartphone-App mit Kontrollfunktionen auch auf deren Gesundheit und Wohlbefinden. Laut Alison Branigan von der Stiftung Third Age wurden bislang mehr als 500 Menschen in der irischen Grafschaft Meath unterstützt, von denen einige den Dienst als „Rettungsanker“ oder sogar als „Licht am Ende eines langen dunklen Tunnels“ bezeichneten.

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Über ihr Netzwerk für soziales Engagement AgeWell bekämpft die irische Wohltätigkeitsstiftung Third Age Einsamkeit im Alter. Die selbst über 50jährigen Begleitpersonen von AgeWell, besuchen einmal wöchentlich ältere Menschen zu Hause und leisten ihnen nicht nur Gesellschaft, sondern achten über eine Smartphone-App mit Kontrollfunktionen auch auf deren Gesundheit und Wohlbefinden. Laut Alison Branigan von der Stiftung Third Age wurden bislang mehr als 500 Menschen in der irischen Grafschaft Meath unterstützt, von denen einige den Dienst als „Rettungsanker“ oder sogar als „Licht am Ende eines langen dunklen Tunnels“ bezeichneten.

Was war der Anstoß für Ihr Projekt?

Das Netzwerk AgeWell wurde in der Grafschaft Meath eingeführt, um die dort wachsende ältere Bevölkerung zu unterstützen, die besondere Bedürfnisse für soziale, emotionale, psychische und physische Betreuung hat. Unser Gesundheitswesen steht unter enormem Druck, unsere Bevölkerung wächst und altert, und es gibt lange Wartelisten für Dienstleistungen, einschließlich der häuslichen Betreuung. AgeWell bietet zeitgemäße und praktische Lösungen, die die bestehenden Gesundheitsdienste ergänzt und verbessert. Isolierte, einsame, gebrechliche, ans Haus gefesselte und gefährdete ältere Menschen werden unterstützt, damit sie besser und länger am Ort ihrer Wahl leben können. Dazu erhalten sie sozialen Anschluss, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden werden kontinuierlich überwacht und entstehende Probleme werden erkannt und angegangen, bevor sie akut werden. AgeWell entspricht dem Ethos unserer Organisation Third Age, die ältere Menschen direkt durch innovative Dienstleistungen und Programme unterstützt und einzigartige Möglichkeiten der Freiwilligentätigkeit schafft, in deren Rahmen ältere Menschen ihre Altersgenossinnen und -genossen und andere gesellschaftliche Gruppierungen unterstützen können. 

Wie wurde Ihr Projekt aufgenommen? Haben Sie Rückmeldungen von den Menschen erhalten, denen Sie geholfen haben?  (Können Sie uns gegebenenfalls ein Beispiel nennen?)

AgeWell hat bisher mehr als 500 ältere Menschen in der Grafschaft Meath unterstützt. Viele schätzen den sozialen Kontakt im Rahmen des Programms: sie haben zu ihren Begleitpersonen von AgeWell ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut, wodurch wir ihre Bedürfnisse und Ängste besser verstehen und sie somit besser unterstützen können.

Unsere Klientinnen und Klienten sagten uns beispielsweise: „Der Dienst ist meine Rettung“, „Ich wusste nicht, dass ich die Unterstützung brauche, bis ich sie bekam“, „Ich bin so dankbar für den Dienst und meine Begleitperson, sie ist jede Woche ein Lichtblick“, „Ich war sehr einsam, tagelang habe ich niemanden gesehen, ich freue mich wirklich auf meine Besuche“. Einem Kunden zufolge, der völlig verzweifelt war und schon mehrmals an Selbstmord gedacht hatte, kam „AgeWell genau zur richtigen Zeit – endlich sah ich Licht am Ende eines langen dunklen Tunnels“. Seiner Ansicht nach sollten alle Zugang zu diesem Dienst haben.

Unsere auch schon älteren, ehrenamtlichen Begleitpersonen meinten: „Ich liebe mein Ehrenamt“, „Es ist so schön, etwas zu bewirken“ und „Ich habe bei dieser Tätigkeit viel über die Menschen und mich selbst gelernt“.

Es ist statistisch belegbar, dass AgeWell das Wohlbefinden stärkt, die soziale, emotionale und informationstechnische Unterstützung verbessert, Isolation und Einsamkeit verringert, die Einschätzung der eigenen Gesundheit optimiert und die körperliche Aktivität erhöht.

Davon abgesehen geben Familienangehörige unserer Klientinnen und Klienten an, sich weniger Sorgen zu machen. Unsere Arbeit wird auch von Gesundheitsdienstleistern anerkannt, die ständig Personen direkt an uns verweisen.

Welchen Rat haben Sie für andere Organisationen, damit deren Arbeit und Programme ähnlich erfolgreich werden?

Sie sollten ihre Zielgruppe kennen, die Betroffenen in den Prozess einbeziehen und ein offenes Ohr für ihre Vorschläge und Bedürfnisse haben. Sie sollten ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten vertrauen sowie mutig, kreativ und beharrlich sein: eine gute Idee lässt sich auch umsetzen. Sie sollten offen für die Zusammenarbeit mit anderen sein und wissen, dass die Beteiligung öffentlicher Einrichtungen oder eines Gesundheitsdienstes in Form von Finanzmitteln und/oder Unterstützung/Werbung die Glaubwürdigkeit, die Wirkung und den Erfolg des Programms erheblich steigern kann.

Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Auslöser für die Verschlechterung der psychischen Gesundheit im Alter, abgesehen von physiologischen Faktoren? Können wir als Gesellschaft die psychische Gesundheit älterer Menschen verbessern?

Einsamkeit und Isolation haben schon immer zur Verschlechterung der psychischen Gesundheit im Alter beigetragen; das kann zwar im ländlichen Irland ein Problem sein, kommt aber genauso häufig in belebten Städten vor. In den letzten Jahren haben die Auswirkungen der Pandemie, die erzwungene Isolation, Abkapselung und Abschirmung sowie der Verlust sozialer Kontakte, des Zugangs zu Aktivitäten und der Freizügigkeit eine Welle von Besorgnis, Angst, Depressionen und psychischen Problemen ausgelöst. Nationale und weltweite Ereignisse, einschließlich der steigenden Lebenshaltungskosten, Kriegen und Konflikten, haben ebenfalls eine Rolle gespielt. Mit dem Alter schwindet der Freundes- und Bekanntenkreis der Menschen. Krankheiten können sie davon abhalten, auszugehen und zu reisen. Womöglich sind sie ans Haus gefesselt oder verlieren ihre Eigenständigkeit. All das kann die Wertschätzung, das Selbstwertgefühl, die Stimmung und die Zuversicht beeinträchtigen. Es ist wichtig, dass ältere Menschen nicht vergessen werden, nur weil sie vielleicht nicht sichtbar sind: wir müssen uns der Bedeutung von Gemeinschaft und sozialem Handeln bewusst sein. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, was soziale Kontakte und soziale Medikation bewirken. 

Lapinlahden Lähde: Kein Platz für Stigmatisierung und Diskriminierung

Das Krankenhaus Lapinlahti war Finnlands erstes psychiatrisches Krankenhaus und ist ein Symbol für die psychiatrische Versorgung des Landes. Im Jahr 2013 konnte es auf eine 170-jährige Geschichte zurückblicken, aber es stand leer und war in Vergessenheit geraten. Dann kam eine Gruppe von Aktivisten im Bereich der psychischen Gesundheit und krempelte die Ärmel hoch. Sie wollten aus dem heruntergekommen geschichtsträchtigen Ort ein offenes Zentrum für psychische Gesundheit, Kultur und Kunst machen. Siru Valleala vom Verein Pro Lapinlahti, der das Zentrum betreibt, berichtete uns, dass Lapinlahden Lähde jetzt in erster Linie ein inklusiver Ort ist, an dem kein Platz für Stigmatisierung und Vorurteile ist. Alle sollen sich dort willkommen fühlen.

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Das Krankenhaus Lapinlahti war Finnlands erstes psychiatrisches Krankenhaus und ist ein Symbol für die psychiatrische Versorgung des Landes. Im Jahr 2013 konnte es auf eine 170-jährige Geschichte zurückblicken, aber es stand leer und war in Vergessenheit geraten. Dann kam eine Gruppe von Aktivisten im Bereich der psychischen Gesundheit und krempelte die Ärmel hoch. Sie wollten aus dem heruntergekommen geschichtsträchtigen Ort ein offenes Zentrum für psychische Gesundheit, Kultur und Kunst machen. Siru Valleala vom Verein Pro Lapinlahti, der das Zentrum betreibt, berichtete uns, dass Lapinlahden Lähde jetzt in erster Linie ein inklusiver Ort ist, an dem kein Platz für Stigmatisierung und Vorurteile ist. Alle sollen sich dort willkommen fühlen.

Was war der Anstoß für Ihr Projekt bzw. Ihre Initiative?

Das Krankenhaus Lapinlahti ist das erste psychiatrische Krankenhaus Finnlands und stammt aus dem Jahr 1841. Doch 2013 stand es leer. Die Stadt Helsinki hatte keine Pläne, wie es damit weitergehen sollte. Die historische Stätte, die inmitten eines schönen Parks liegt, war dem Vergessen und dem Verfall preisgegeben. Diese traurige Situation war einer Gruppe von Aktivisten im Bereich der psychischen Gesundheit ein Ansporn, ihre Visionen und Träume für den Ort zu verwirklichen. Sie wollten das Krankenhaus Lapinlahti und seinen Park in ein offenes Zentrum für psychische Gesundheit, Kultur und Kunst verwandeln.

Das war der Anfang dessen, was heute als Lapinlahden Lähde („die Quelle Lapinlahti“) bekannt ist.  Die Aktivitäten hatten ihren Ausgang in der historischen und architektonischen Bedeutung des Gebiets im Herzen der Lapinlahti-Bucht, hinter der 170 Jahre Arbeit zum Wohle der psychischen Gesundheit stehen. Der Schwerpunkt wurde von der Behandlung von Krankheiten auf die Förderung des Wohlergehens in allen Schichten der Gesellschaft verlagert. Lapinlahden Lähde ist heute ein lebendiges Vorbild im kontinuierlichen Kampf gegen die Stigmatisierung und steht für einen Paradigmenwechsel hin zur Förderung des Positiven.

In der Vergangenheit war Lapinlahti ein Ort, an dem die Psychiatrie große Fortschritte gemacht hat und ein Ort, an dem psychiatrische Behandlungen kontinuierlich weiterentwickelt wurden. Nun aber wollten die Aktivisten der 1988 gegründeten Vereinigung für psychische Gesundheit „Pro Lapinlahti“ (zur damaligen Zeit wurde Lapinlahti noch aktiv als Krankenhaus genutzt) ein innovatives Zentrum zur Förderung der psychischen Gesundheit aufbauen, das auf den gesamten Wissensschatz des 21. Jahrhunderts zugreift. Es sollte ein Ort erschaffen werden, der den konkreten Paradigmenwechsel von der Behandlung psychischer Erkrankungen zur Förderung des psychischen Wohlbefindens verkörpert.

Wie wurde Ihr Projekt aufgenommen? Haben Sie Rückmeldungen von den Menschen erhalten, denen Sie geholfen haben?  Können Sie uns ein Beispiel geben?

Anfangs wagten sich die Menschen kaum durch das Eingangstor. Das Gebiet war, als es noch als psychiatrisches Krankenhaus diente, 170 Jahre lang für die Öffentlichkeit geschlossen. Trotz Interesse und Neugierde wollten die Leute nicht so recht glauben, dass sie dort willkommen sind und sich umschauen können. Doch dann kamen die Menschen allmählich zu den Aktivitäten und Veranstaltungen und fingen an, begeistert mitzuhelfen und sie weiterzuentwickeln. Es wurde Freiwilligenarbeit geleistet, und Ideen wurden ausgetauscht. Künstler und Darsteller kamen mit Ausstellungen und kulturellen Veranstaltungen nach Lapinlahden Lähde. Heute finden dort jährlich mehr als 400 Veranstaltungen statt, und es sind zwischen 50 bis 60 Kunstausstellungen zu sehen. Lapinlahti ist für alle Helsinkier zu einem offenen Lebensraum geworden, in dem das psychische Wohlbefinden gefördert und tagtäglich etwas gegen Einsamkeit und soziale Ausgrenzung unternommen wird.

„Als ich an dieser Initiative mitwirkte, fühlte ich mich sehr froh, dabei sein und helfen zu können, diesem Ort wieder neues Leben zu geben. Die Schwere ist wie weggeblasen.“ (Cresswell-Smith et al 2022)

Heute hat man im Krankenhaus Lapinlahti das Gefühl, geborgen zu sein und dazuzugehören. An diesem Ort fühlt man sich stets willkommen, ganz gleich, wie es einem gerade geht oder in welcher Lebenssituation man sich befindet. Lapinlahtis Vergangenheit als psychiatrisches Krankenhaus ist sinnstiftend. Hier darf man verletzbar sein; der Umgang mit psychischen Problemen ist offen und völlig einzigartig. Wir bauen auf einem starken Gemeinschaftsgefühl auf, jeder kann in einem sicheren Umfeld seine eigenen Stärken erkunden. Stigmatisierung und Diskriminierung haben hier nichts zu suchen. Wir in Lapinlahden Lähde sind stolz darauf, alle einzubeziehen.

Lapinlahtis Programm wurde gemeinsam mit dem Eigentümer, der Stadt Helsinki, entwickelt und bildet das Fundament für den gesamten Betrieb. Derzeit werden weitreichende politische Entscheidungen über die künftige Eigenverantwortung des Komplexes getroffen. Wir hoffen, dass der Erfolg der derzeitigen Maßnahmen in vollem Umfang berücksichtigt wird.

Wie werden Sie das Geld verwenden, um die Gemeinschaft weiter zu unterstützen? Planen Sie bereits neue Projekte?

Wir werden unsere Aktivitäten weiter ausbauen, damit noch mehr Menschen daran teilnehmen und davon profitieren können. Wir haben kürzlich ein spannendes Projekt für Menschen ins Leben gerufen, die sich in der Rekonvaleszenz psychischer Leiden befinden. Es zielt darauf ab, kulturelle Aktivitäten anzubieten und sogar ein Recht darauf zu schaffen. Insbesondere soll den Menschen dabei geholfen werden, herauszufinden, wie sie sich kulturell ausdrücken können und was für sie in Bezug auf die Kultur des psychischen Wohlbefindens und die Kunst funktioniert. Das großzügige Preisgeld, mit dem unsere Tätigkeit belohnt wurde, werden wir dafür verwenden.

Welche kollektiven Maßnahmen sind Ihrer Meinung nach erforderlich, um die häufig mit psychischen Problemen einhergehende Stigmatisierung zu verringern? Kann Kunst helfen, Menschen mit psychischen Problemen zu stärken?      

Wir müssen Aktivitäten anbieten, die Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen zusammenbringen. Man muss auf Tätigkeiten aufbauen, die nicht vom Gesundheitszustand oder den Lebensumständen abhängen. Das ermöglicht einzigartige menschliche Begegnungen und sinnvolle Verbindungen zwischen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund. Die Erforschung der psychischen Gesundheit mit andersartigen Mitteln, darunter mithilfe der Kunst, hat das Bewusstsein und Verständnis geschärft. Kunst bietet außergewöhnliche Möglichkeiten, Menschen zusammenzubringen, und eröffnet neue Wege, sogar um mit schmerzhaften Problemen umzugehen. Kunst schafft Ausdrucksmöglichkeiten und Chancen für Menschen, gesehen und gehört zu werden. Im Gehört-Werden liegt eine Macht, die das Leben eines Menschen und seine Selbstwahrnehmung verändern kann.

Manchmal reicht es, jemanden zum Reden zu haben

Das slowakische Projekt Verrückt? Na und! der Organisation Integra bringt Schülerinnen und Schüler mit Menschen zusammen, die schon einmal psychische Probleme hatten. Während eines ganzen Schultags erfahren die Jugendlichen aus erster Hand, was es bedeutet, eine psychische Krise zu überwinden und wie man sich Hilfe holen kann. Laut der Leiterin von Integra, Jana Hurová, trägt das Projekt dazu bei, die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Problemen abzubauen und lässt betroffene Jugendliche neue Hoffnung schöpfen.

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Das slowakische Projekt Verrückt? Na und! der Organisation Integra bringt Schülerinnen und Schüler mit Menschen zusammen, die schon einmal psychische Probleme hatten. Während eines ganzen Schultags erfahren die Jugendlichen aus erster Hand, was es bedeutet, eine psychische Krise zu überwinden und wie man sich Hilfe holen kann. Laut der Leiterin von Integra, Jana Hurová, trägt das Projekt dazu bei, die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Problemen abzubauen und lässt betroffene Jugendliche neue Hoffnung schöpfen.

Was war der Anstoß für Ihr Projekt?

Unsere Organisation unterstützt seit vielen Jahren Menschen mit psychischen Problemen. Durch ihre Krankheit haben sie ihren Arbeitsplatz, ihre Wohnung, ihre Freunde und manchmal auch ihre Familie verloren. Ihre ganze Welt ist zusammengebrochen. Vor fast 30 Jahren haben wir in der Slowakei begonnen, gemeindenahe Dienstleistungen im Bereich der psychischen Gesundheit anzubieten. Ziel war es, dafür zu sorgen, dass Menschen nach der Behandlung in einem psychiatrischen Krankenhaus Hilfe bekommen und in ihr normales Leben zurückkehren können. Wir haben die Entstehung von Patientenorganisationen in der Slowakei unterstützt und verschiedene Programme zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen durchgeführt. Wir kümmern uns um Menschen mit schweren psychischen Problemen, insbesondere Schizophrenie. Vielen von ihnen ist es bereits gelungen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren und einen Sinn in ihrem Leben zu finden.

Von Anfang an haben wir neue Wege beschritten und die von uns unterstützten Menschen als Partner gesehen, um ihren Bedürfnissen bestmöglich gerecht zu werden. Bei dem Projekt Verrückt? Na und! verfolgen wir einen ähnlichen Ansatz. Viele unserer Klientinnen und Klienten haben das Gefühl etwas Nützliches zu tun, indem sie Jugendliche treffen und anhand ihrer persönlichen Erfahrung darüber sprechen, was ihnen in deren Alter fehlte und was später ihre psychischen Probleme ausgelöst hat.

Es besteht zunehmender Bedarf, die Bedeutung der psychischen Gesundheit hervorzuheben. Wissen, wie man eine persönliche Krise bewältigt, ist eine große Stärke.

Das Projekt Verrückt? Na und! haben wir in der Slowakei 2005 gemeinsam mit Partnern aus Deutschland und Tschechien gestartet. Allerdings ist es uns erst vor Kurzem gelungen, es auf eine stabilere Grundlage zu stellen und auszuweiten. Wir haben eine Coachingausbildung eingeführt, arbeiten neue Teams ein und besuchen neue Schulen.

Wie wurde Ihr Projekt aufgenommen? Haben Sie Rückmeldungen von den Menschen erhalten, denen Sie geholfen haben?  (Können Sie gegebenenfalls ein Beispiel nennen?)

Es beeindruckt junge Menschen immer sehr, wenn sie die Möglichkeit haben, jemanden zu treffen, der eine psychische Krise überwunden hat und den sie alles fragen können. So lernen sie, dass sich immer Hilfe findet, falls sie selbst Probleme haben sollten. Die Tatsache, dass es sich um einen ganzen Schultag handelt und die Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet, wird immer positiv wahrgenommen.

Menschen, die persönliche Erfahrungen mit psychischen Problemen haben, können Jugendlichen den Mut geben, ihre eigenen anzugehen. In fast jeder Klasse hat jemand solche Probleme. Diesen Schülerinnen und Schülern ein bisschen Hoffnung zu geben, ist unschätzbar wertvoll. Das Erzählen ihrer Geschichte bietet Betroffenen die Möglichkeit, sich besser zu fühlen. Dabei entscheiden sie selbst, wie viel sie von ihrem Leben preisgeben wollen. Indem sie sich mitteilen, fühlen sie sich nützlich und verstanden.

Wir erhalten viel Feedback, wie z. B. von Schülerinnen und Schülern, die uns erklärten, dass sie in der Regel nicht die Möglichkeit haben, Menschen mit psychischen Problemen zu treffen, oder dass wir lernen sollten, solche Menschen zu akzeptieren und sie nicht dafür zu verurteilen, anders zu sein.

Auch von an dem Projekt beteiligten Personen mit psychischen Problemen gibt es Rückmeldungen. Eine Person vertraute uns an:

„Das Projekt gibt mir den Mut, zu mir zu stehen. Ich will endlich leben! Mit Schülerinnen und Schülern zu sprechen, ist schwer, aber auch eine dankbare Aufgabe. Sie sind sehr offen und haben kaum Angst vor sozialen Kontakten. Das Schönste für mich ist, festzustellen, dass uns viel mehr verbindet als trennt und ich nicht als ‘verrückt’ wahrgenommen werde. Es ist toll, dass ich Menschen dabei helfen kann, endlich offen über psychische Probleme zu sprechen und sich nicht mehr schämen oder verstecken zu müssen.“

Was uns anspornt, sind die Jugendlichen. Nach jedem unserer Projekttage hören wir, wie wichtig das Projekt Verrückt? Na und! für sie ist und dass es fortgesetzt werden sollte, damit alle jungen Menschen in der Slowakei sich bewusst werden können, wie wertvoll ihre psychische Gesundheit ist.

Planen Sie bereits neue Projekte?

Wir wünschen uns, dass alle Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, an einem solchen Projekttag teilzunehmen, und dass wir das Projekt auf andere Regionen der Slowakei ausdehnen können. Ansonsten besteht es bereits in Deutschland (wo es konzipiert wurde), Tschechien und Österreich. Dieses Jahr haben wir auch die ersten Teams in der Ukraine geschult.

Für wie wichtig halten Sie es, offen über psychische Probleme zu sprechen? Was ist die Botschaft Ihres Projekts?

Wir wollen vermitteln, dass psychische Probleme keine Schande sind. Eine Schande wäre es allerdings, nichts für die eigene Gesundheit zu tun. Denn es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit.

Der Hauptgedanke hinter dem Projekt Verrückt? Na und! ist also, rechtzeitig die Bedeutung der psychischen Gesundheit hervorzuheben und gleichzeitig das Verständnis für Menschen mit psychischen Problemen zu fördern.

Wir haben festgestellt, dass Vorbeugen viel besser ist als Heilen. Und auch wirksamer. Wir machen Mut, motivieren und sind optimistisch. Es findet sich immer Hilfe. Manchmal reicht es, jemanden zum Reden zu haben. Für seine Träume zu kämpfen, ist nie einfach, aber es lohnt sich.

Verbesserung der psychischen Gesundheit durch Spiele – ein ungenutztes Potenzial

Der Bereich der psychischen Gesundheit weist ein großes Potenzial für Innovationen und Neuansätze auf. Davon ausgehend entwickelte die finnische Lilinkoti-Stiftung das Spiel The World of Recovery (TWoR), einmal als Online-Version und einmal als Brettspiel. Beides sind Rollenspiele, bei denen die Spieler in eine bestimmte Rolle schlüpfen. In einer futuristischen Welt der Hoffnung ebnen die Rollen dem Spieler den Weg zur Genesung. Zielgruppe sind neben Menschen, die sich von psychischen Problemen und Drogenmissbrauch erholen, auch Leute vom Fach. Reetta Sedergren und Venla Leimu als Vertreterinnen von Lilinkoti sehen in Spielen ein enormes Potenzial zur Verbesserung der psychischen Gesundheit, das jedoch noch weitgehend ungenutzt ist. 

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Der Bereich der psychischen Gesundheit weist ein großes Potenzial für Innovationen und Neuansätze auf. Davon ausgehend entwickelte die finnische Lilinkoti-Stiftung das Spiel The World of Recovery (TWoR), einmal als Online-Version und einmal als Brettspiel. Beides sind Rollenspiele, bei denen die Spieler in einen bestimmte Rolle schlüpfen. In einer futuristischen Welt der Hoffnung ebnen die Rollen dem Spieler den Weg zur Genesung. Die Zielgruppe sind neben Menschen, die sich von psychischen Problemen und Drogenmissbrauch erholen, auch Leute vom Fach. Reetta Sedergren und Venla Leimu als Vertreterinnen von Lilinkoti sehen in Spielen ein enormes Potenzial zur Verbesserung der psychischen Gesundheit, das jedoch noch weitgehend ungenutzt ist. 

Was gab den Anstoß für Ihr Projekt? 

Vor einigen Jahren fiel uns bei Lilinkoti auf, dass es ein großes Potenzial für Innovationen und neue Ansätze im Bereich der psychischen Gesundheit gibt. Die zunehmende Ausrichtung auf die Genesungsprozesse war schon ein großer Fortschritt auf diesem Gebiet, allerdings fehlte es an modernen, innovativen Instrumenten. Unsere Organisation arbeitet bereits seit Jahrzehnten mit Menschen, die sich von psychischen Leiden erholen. Für unsere Arbeit schwebte uns ein modernes Instrument zur Förderung der psychischen Gesundheit vor, ein digitales Spiel, bei dem man in Rollen schlüpft. 

Wie wurde Ihr Projekt aufgenommen? Haben Sie Feedback von Menschen, denen Sie geholfen haben?   

Die Spielvarianten von World of Recovery wurden zusammen mit Patienten, die sich von einer psychischen Erkrankung erholen, und mit Fachleuten entwickelt. So bekamen wir während des gesamten Prozesses der Spielgestaltung Feedback, das zum Endergebnis beigetragen hat. 

Wir haben von den Spielern beider Spiele anonyme und persönliche Rückmeldungen bekommen, die durchweg positiv waren. Mehr als 90 % der Befragten gaben an, dass das Handyspiel ihr Wohlbefinden gesteigert und ihnen geholfen hat, aktiv zu werden. Zum Rollenspiel sagten sie, dass es ihre sozialen Kompetenzen verbessert hat.  

Die schönsten Rückmeldungen waren vielleicht das Lachen und die Gespräche über Gefühle, Probleme und Stärken und die Tatsache, dass die Spiele Menschen unabhängig von ihrer Rolle und ihrem Hintergrund zusammengebracht haben. 

Welchen Rat haben Sie für andere Organisationen, die ihre Arbeit und ihre Programme ähnlich erfolgreich gestalten wollen? 

Wenn man bei Innovationen vorweggeht, hat das viele Vorteile. Es ist wirklich inspirierend, und man schafft etwas Neues. Machen Sie mit und lassen Sie sich nicht einengen! Folgen Sie Ihrem Instinkt und seien Sie offen für alle Meinungen. Holen Sie bei der Gestaltung vor allem Betroffene und Experten mit ins Boot. Wenn Sie Spiele machen, müssen Sie bereit sein, Widerstände der Fachleute zu überwinden. Denn im Bereich der psychischen Gesundheit gelten Spiele im Allgemeinen als suchterzeugend oder schädlich. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen! Seien Sie mutig und kreativ, wagen Sie zu träumen. 

Welches Potenzial haben Computer- und Videospiele bei der Verbesserung der psychischen Gesundheit? Sollten sie Ihrer Meinung nach bei der Behandlung von psychischen Problemen stärker eingesetzt werden? 

Computer- und Videospiele – und insbesondere Rollenspiele – haben ein enormes Potenzial zur Verbesserung der psychischen Gesundheit. Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Problemen. Deshalb brauchen wir neue und vielfältige Ansätze, um die psychische Gesundheit zu verbessern. Es ist schade, dass das Potenzial von Spielen bislang kaum genutzt wurde. Dies liegt nicht etwa an mangelndem Interesse, sondern an der fehlenden Finanzierung. Gute Spiele zur Verbesserung der psychischen Gesundheit zu entwickeln braucht Zeit, und einfach ist es auch nicht. Wir brauchen mehr Mittel, mehr gemeinsam entwickelte Projekte und mehr Fachkräfte aus den Bereichen psychische Gesundheit und Spiele, die sich dieser Aufgabe widmen. Und wir brauchen Forschung. Ganz viel Forschung! 

Mit Storytelling gegen die Stigmatisierung von Essstörungen

Über 55 Millionen Menschen, darunter viele Jugendliche, sind weltweit an Essstörungen erkrankt, die ihre psychische und physische Gesundheit beeinträchtigen. Viele Betroffene fühlen sich stigmatisiert und suchen deshalb keine Hilfe. Die italienische Organisation Animenta möchte mit ihrem Projekt „Telling Stories for Good“ Stereotypen abbauen, die frühzeitige Erkennung einer Essstörung fördern und Unterstützung anbieten. Seit 2021 hat sie in Italien über 10 000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Wir haben mit der Gründerin und Vorsitzenden Aurora Caporossi gesprochen.

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Über 55 Millionen Menschen, darunter viele Jugendliche, sind weltweit an Essstörungen erkrankt, die ihre psychische und physische Gesundheit beeinträchtigen. Viele Betroffene fühlen sich stigmatisiert und suchen deshalb keine Hilfe. Die italienische Organisation Animenta möchte mit ihrem Projekt „Telling Stories for Good“ Stereotypen abbauen, eine frühzeitige Erkennung fördern und Unterstützung anbieten. Seit 2021 hat sie in Italien über 10 000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Wir haben mit der Gründerin und Vorsitzenden Aurora Caporossi gesprochen.

Was war der Anstoß für Ihr Projekt?

Animenta wurde gegründet, um allen an einer Essstörung Erkrankten, aber auch ihrem jeweiligen Umfeld die dringend notwendige Stimme zu geben. Wir möchten für einen angemessenen Zugang zur Behandlung von Essstörungen für alle sorgen. Diese sind nämlich sehr wohl heilbar, wenn die Betroffenen Hilfe zur Selbsthilfe erhalten.

Wie wurde Ihr Projekt aufgenommen? Haben Sie Rückmeldungen von den Menschen erhalten, denen Sie geholfen haben?  Können Sie uns ein Beispiel nennen?

„Bei Animenta fühlte ich mich willkommen. Dort habe ich erkannt, dass ich an einer Essstörung leide, auch wenn ich kein Untergewicht habe.“ Diese Nachricht hat uns vor einigen Monaten erreicht und zeigt, wie wichtig und sinnvoll unsere Arbeit für die Betroffenen ist. Animenta wurde mit Interesse, aber auch mit der Hoffnung aufgenommen, dass wir einen Wandel herbeiführen können.

Wie werden Sie das Geld verwenden, um weiterhin den Betroffenen zu helfen? Planen Sie bereits neue Projekte?

Wir möchten verstärkt in unsere Projekte an Schulen investieren, um unsere Wirkung zu steigern. Ebenso werden wir mit dem Geld Selbsthilfegruppen für Menschen mit Essstörungen gründen. Weitere Projekte sind die „Animenta-Camps“: Die Teilnehmenden verbringen sechs Tage in der Natur und können so ihre Beziehung zu sich selbst, zu ihrem Körper und zu Lebensmitteln neu entdecken.

Was würden Sie anderen Organisationen raten, damit ihre Arbeit und Programme ähnlich erfolgreich werden?

Hört zuerst den Betroffenen zu, um zu begreifen, was sie durchmachen. Bittet um Feedback und verteilt Fragebögen, um ihre Bedürfnisse zu ermitteln. Vor allem aber: Berichtet vor Ort über eure ganz persönlichen Erfahrungen und was ihr selbst verändern möchtet. Ganz wichtig ist auch die Vernetzung mit anderen, um ein effizientes und effektives Unterstützungssystem zu schaffen.

Werden Essstörungen Ihrer Meinung nach heute angemessen als schwerwiegendes Problem der psychischen Gesundheit anerkannt? Erhalten die Betroffenen die richtige Unterstützung, und wie sollte die Lage verbessert werden?

Heute wird mehr über Essstörungen gesprochen, deshalb wissen wir auch mehr darüber. Aber sie sind mit einem starken gesellschaftlichen Stigma behaftet und werden klischeehaft dargestellt. Auch heute denken manche noch, dass Essstörungen Ausdruck eines schwachen Willens oder einer persönlichen Laune sind. Tatsächlich sind sie jedoch eine komplexe psychische Erkrankung, die angemessen behandelt werden muss. Dies ist momentan nicht immer der Fall, denn es fehlt an Behandlungszentren. Vielen Betroffenen bleibt deshalb eine Therapie verwehrt.

Redaktion

Ewa Haczyk-Plumley (editor-in-chief)
Laura Lui (ll)

Beiträge zu dieser Ausgabe von

Daniela Marangoni (dm)
Daniela Vincenti (dv)
Ewa Haczyk-Plumley (ehp)
Agata Berdys (ab)
Giorgia Battiato (gb)
Jasmin Kloetzing (jk)
Katerina Serifi (ks)
Katharina Radler (kr)
Laura Lui (ll)
Marco Pezzani (mp)
Margarita Gavanas (mg)
Margarida Reis (mr)
Millie Tsoumani (mt)
Pablo Ribera Paya (prp)
Thomas Kersten (tk)

Gesamtkoordinierung

Agata Berdys (ab)
Giorgia Battiato (gb)

 

 

Anschrift

European Economic and Social Committee
Jacques Delors Building,
99 Rue Belliard,
B-1040 Brussels, Belgium
Tel. (+32 2) 546.94.76
Email: eescinfo@eesc.europa.eu

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March 2024
03/2024

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