Erster EU-Bio-Tag: EWSA unterstreicht die Bedeutung nachhaltigerer, gerechterer und inklusiverer Lebensmittelsysteme

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Langsam erholt sich Europa von der COVID-19-Krise. Höchste Zeit also, den Worten Taten folgen zu lassen und die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ umzusetzen. Der Europäische Wirtschafts‑ und Sozialausschuss (EWSA) plädiert nachdrücklich dafür, den Wandel der europäischen Lebensmittelsysteme zu unterstützen, damit sie ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltiger werden, und weist darauf hin, dass den Verbrauchern in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle zukommt. Er hebt auch hervor, dass die Zusammenarbeit – und nicht der Wettbewerb – zwischen den Akteuren der Lebensmittelkette von entscheidender Bedeutung ist, um ein widerstandsfähigeres und inklusiveres Lebensmittelsystem zu fördern, das allen gleichermaßen zugutekommt.

Am 23. September 2021 wird die Europäische Union ihren ersten Bio-Tag begehen, der parallel zum Weltgipfel der Vereinten Nationen zu Ernährungssystemen in New York stattfindet. Der EWSA hat gerade Stellungnahmen zum Aktionsplan zur Förderung der ökologischen/biologischen Produktion sowie zur Sicherung einer fairen Lebensmittelversorgungskette verabschiedet.

Den Entscheidungsträgern bieten sich jedoch in nächster Zeit noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, die erforderlichen Veränderungen herbeizuführen, darunter die UN-Klimakonferenz (COP 26), die Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (COP 15) sowie der Ausschuss für Welternährungssicherheit (CFS 49). Bei der Umsetzung einer umfassenden Lebensmittelpolitik haben wir eine entscheidende Phase erreicht.

Ausweitung des ökologischen Landbaus auf mindestens 25 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche: ein ehrgeiziges Ziel für die EU

Die Europäische Kommission hat im Rahmen des europäischen Grünen Deals mit der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ und der Biodiversitätsstrategie ein Ziel für die biologische Produktion in der EU festgelegt: bis 2030 sollen mindestens 25 % der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Am 25. März 2021 veröffentlichte die Europäische Kommission dazu einen Aktionsplan für ökologische Landwirtschaft, der die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung des Ziels unterstützen soll.

Der ökologische Landbau ist wichtig für die Umsetzung der Ziele des europäischen Grünen Deals. Entscheidend ist ein marktorientierter Ansatz zur weiteren Steigerung der Nachfrage und des Vertrauens der Verbraucher in Bio-Produkte. Wir alle können nachhaltige Produktionsverfahren unterstützen, indem wir unsere Kaufentscheidungen im Alltag stärker auf Nachhaltigkeit ausrichten, betonte Andreas Thurner, Berichterstatter des EWSA für die Stellungnahme zur Förderung der ökologischen/biologischen Produktion.

Der Aktionsplan zur Förderung der ökologischen/biologischen Produktion ist nach Ansicht des EWSA eine solide Grundlage für die nachhaltige Ausweitung des Öko-Landbaus in Richtung des durchaus ehrgeizigen Ziels eines Anteils von 25 %.

Die Sensibilisierung für die ökologische/biologische Produktion, die Förderung des Erfahrungsaustauschs zwischen den Mitgliedstaaten und den Landwirten, die Ausarbeitung nationaler/regionaler Aktionspläne für die ökologische/biologische Erzeugung und die Nutzung der Möglichkeiten, die die Gemeinsame Agrarpolitik bietet, sind einige der Empfehlungen im Hinblick auf die Umsetzung dieses Ziels. Ein EU-Bio-Tag ist in diesem Zusammenhang nur zu begrüßen.

Der EWSA betont jedoch, dass ausreichende Finanzmittel bereitgestellt werden müssen, damit die Vorteile der umfassenden Umstellung auf den ökologischen Landbau allen EU-Bürgern zugutekommen. Da Bio-Lebensmittel in der Regel mehr kosten als Produkte aus der konventionellen Landwirtschaft, fordert der EWSA Maßnahmen, um sicherzustellen, dass solche Produkte auch für sozial schwache Gruppen zugänglich sind. Außerdem sollte im öffentlichen Beschaffungswesen (z. B. Kantinen) verstärkt auf regionale biologische Lebensmittel gesetzt werden. Der EWSA weist auch darauf hin, dass kürzere und lokale ökologische Produktions- und Vermarktungsketten, die auch den Aspekt der Saisonalität berücksichtigen, ein vielversprechender Weg sein könnten, um mehr Wertschöpfung entlang der Lebensmittelkette zu erzielen und zugleich Beschäftigungsmöglichkeiten im ländlichen Raum zu bieten.

Förderung inklusiverer und gerechterer nachhaltiger Lebensmittelsysteme für eine Ökonomie des Wohlergehens nach COVID-19

Die EU muss sich darauf konzentrieren, die Verzerrungen zu korrigieren, unter denen die Nahrungsmittel- und Agrarmärkte derzeit leiden, und die Art und Weise, wie Lebensmittel erzeugt, verbraucht und wahrgenommen werden, zu verändern. Europa und die Welt müssen die Funktionsweise der Lebensmittelsysteme verbessern, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreichen wollen.

Die ungleich verteilte Wirtschafts- und Verhandlungsmacht in den europäischen (aber auch in den globalen) Lebensmittelsystemen setzt schwächere Akteure und Arbeitnehmer unter Druck. Nachhaltigere, gerechtere und inklusivere Lebensmittelsysteme sind von entscheidender Bedeutung, wenn wir eine Ökonomie des Wohlergehens schaffen wollen, die den Menschen und dem Planeten nützt und niemanden zurücklässt, erklärte Peter Schmidt, Mitberichterstatter für die EWSA‑Stellungnahme „Sicherung einer fairen Lebensmittelversorgungskette“ und Vorsitzender der EWSA‑Fachgruppe Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umwelt.

In dieser Sondierungsstellungnahme, die der EWSA auf Ersuchen des slowenischen EU-Ratsvorsitzes erarbeitet hat, begrüßt der Ausschuss die Entscheidung der Kommission, Regeln über unlautere Handelspraktiken in der Agrar- und Lebensmittelversorgungskette zu schaffen, als Fortschritt bei der Bekämpfung der Machtungleichgewichte in der Versorgungskette.

In der Stellungnahme wird hervorgehoben, dass die Mitgliedstaaten bereits über die Mindeststandards hinausgehen und Fragen wie den Kauf unter den Erzeugungskosten, Double-race-Auktionen oder den Schutz sämtlicher Akteure in der Lebensmittelversorgungskette unabhängig von ihrer Größe oder ihrer Stellung in der Lebensmittelkette angehen. Der EWSA fordert die Mitgliedstaaten deshalb auf, die Richtlinie so bald wie möglich umzusetzen und durchzuführen und dazu strikte Vorschriften zu erlassen.

Der Anteil, den die Landwirte vom Endpreis der Erzeugnisse erhalten, wird immer kleiner. Ihnen müssen endlich angemessene und gerechte Preise gezahlt werden! Die Mitgliedstaaten sollten streng gegen unlautere Handelspraktiken vorgehen, um sicherzustellen, dass das Einkommen der Landwirte Investitionen, Innovation und nachhaltige Produktion zulässt, so Branko Ravnik, Berichterstatter für die Stellungnahme des EWSA zur Lebensmittelversorgungskette.

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On the first EU "organic day", the EESC stresses the importance of more sustainable, fairer and more inclusive food systems

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