European Economic
and Social Committee
Veranstaltungen wie die Jugendplenartagung „Your Europe, Your Say!“ (YEYS) zeigen den Ukrainerinnen und Ukrainern, dass Europa sie nicht vergessen hat
Junge Ukrainerinnen und Ukrainer, für die es im täglichen Bombenhagel vor allem darum geht, am Leben zu bleiben, können es sich nicht leisten, über die ferne Zukunft nachzudenken, sagt die 18-jährige Jewhenija Senyk, YEYS 2025-Teilnehmerin und Jugendaktivistin aus der Ukraine. Sie erzählt, welche Folgen der Krieg für die Jugendorganisationen in ihrem Land hat und warum es für sie wichtig ist, sich auf der europäischen Bühne Gehör zu verschaffen.
Wie hat sich Ihrer Meinung nach der Krieg in der Ukraine in den letzten drei Jahren auf Ihre Organisation ausgewirkt, und wie hat sich Ihre Arbeit verändert?
Mit der 2013 gegründeten SD-Plattform sollen Werte wie Freiheit, Solidarität, Gleichheit und Gerechtigkeit geschützt werden, weil wir sie für die wichtigsten Werte im Sinne einer fortschrittlichen Zukunft in der Ukraine halten. Wir haben auch viele Zweigstellen in anderen Ländern, damit sich ukrainische Jugendliche, die ihre Heimat verlassen mussten, auch im Ausland weiter engagieren können.
Zunächst einmal hat sich der Krieg auf die Arbeit der regionalen Zweigstellen ausgewirkt; viele von ihnen, z. B. in Odessa und Saporischschja, sind sehr nahe an der Front und die Menschen dort werden täglich bombardiert. Sie können kaum an die Organisation von Veranstaltungen denken, es geht vor allem darum, zu überleben. Die täglichen Bombenangriffe belasten die jungen Menschen im ganzen Land. Niemand kann es sich leisten, an die ferne Zukunft zu denken, weil keiner weiß, was morgen oder auch nur in den nächsten zwei Stunden passiert.
Außerdem ist die finanzielle Lage in der Ukraine wegen des Krieges angespannt, dadurch fehlt es an Arbeitsplätzen für junge Menschen. Sie müssen einen Job finden, gleichzeitig versuchen sie, zu studieren und sich in Jugendorganisationen zu engagieren, das ist schwer miteinander zu vereinbaren.
Nach Beginn der groß angelegten Invasion haben viele junge Menschen begonnen, gegen die russischen Aggressoren mit Waffen und nicht mehr in Jugendräten oder Jugendorganisationen zu kämpfen. Daher haben junge Menschen keine Erfahrungen mit Politik. Künftig wird es schwierig sein, dafür zu sorgen, dass alle am politischen Leben teilnehmen können.
Bei SD-Plattform bieten wir kostenlose, nicht formale politische Bildung an, damit junge Leute erfahren, wie sie die Politik auf regionaler und nationaler Ebene beeinflussen können.
Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, dass Jugendorganisationen oder ihre Vertreter an Veranstaltungen wie „Your Europe Your Say!“ teilnehmen?
Erstens zeigen diese internationalen Veranstaltungen uns Ukrainerinnen und Ukrainern, dass Europa uns nicht vergessen hat. Es ist wichtig für uns, hier zu sein, gehört zu werden, andere nach ihren Erfahrungen zu fragen und neue Ideen mit in unser Land zu nehmen.
Es zeigt auch, dass wir Teil der Europäischen Union werden können – wofür wir uns einsetzen. Denn wenn wir hier sind, können europäische Jugendliche uns zuhören und wir können ihnen zuhören. Es ist wie eine Art Partnerschaft zwischen uns allen.
Welche Unterstützung und Hilfe brauchen junge Menschen, damit sie sich auch weiterhin in der Jugendarbeit engagieren und aktiv bleiben?
Ich finde es sehr wichtig, dass Gespräche zwischen der Europäischen Union und jungen Leuten aus der Ukraine geführt werden. Wenn uns die Europäische Union weiter diese Möglichkeiten gibt, bei der Gestaltung der EU-Politik mitzureden, werden wir zu gemeinsamen Schlussfolgerungen kommen, die für beide Seiten von Vorteil sind, denn wir sind ein Teil Europas, also muss es gemeinsame Standpunkte in allen Politikbereichen geben. Wenn die Europäische Union ukrainische Jugendliche weiterhin finanziell unterstützt, damit sie an Veranstaltungen wie dieser teilnehmen können, hilft sie ihnen, sich auch in Zukunft politisch zu engagieren, weil die Kosten dann kein so großes Hindernis für die Teilnahme sind.
Jewhenija Senyk ist Jugendaktivistin bei SD-Plattform, einer Mitgliedsorganisation des Nationalen Jugendrats der Ukraine. Sie studiert Internationale Beziehungen an der Staatlichen Polytechnischen Universität Lwiw.