„Eine geschlechtergerechte Gesellschaft wäre eine Gesellschaft, in der das Wort ‚Geschlecht‘ nicht existiert, in der alle sie selbst sein können“, erklärte die amerikanische Journalistin und Feministin Gloria Steinem.
Aber dazu müssen wir unsere Anstrengungen verdoppeln. Trotz Fortschritten ist die Gleichstellung von Frauen und Männern immer noch ein Traum. Wir im EWSA arbeiten seit Jahren daran, die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren und es wieder auf die politische Tagesordnung zu setzen. Wir wollen uns nicht mehr mit bloßen Absichtserklärungen zur Gleichstellung abspeisen lassen, wir wollen politische Entscheidungen, um sie zu erreichen.
Wir müssen die sexistischen Klischees hinter uns lassen. Wir müssen uns den von bestimmten Medien, religiösen oder anderen Gruppen verbreiteten Klischees widersetzen. Wir fordern, dass in allen Bereichen aktiv gegen das Geschlechtergefälle vorgegangen wird, denn sonst müssen wir noch ein weiteres Jahrhundert warten, bis die Gleichstellung von Frauen und Männern Wirklichkeit wird.
Erziehung, Aufklärung und Information sollten die öffentliche Meinung in der Gleichstellungsfrage lenken und positiv beeinflussen und dazu beitragen, den Druck zugunsten einer besseren Vertretung von Frauen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sowie in der Beschlussfassung zu erhöhen.
Bereits in dem am 25. März 1957 unterzeichneten Vertrag von Rom wurde die Gleichstellung von Frauen und Männern als grundlegendes Thema verankert, und der Grundsatz des gleichen Lohns für gleiche Arbeit ist Bestandteil der ersten Verträgen. Mehr als 60 Jahre später haben wir nicht einmal dieses eine Ziel im Kampf für die Gleichstellung erreicht.
Außerdem spiegelt die Arbeitswelt immer noch nicht die Geschlechterverteilung in der Bevölkerung wider: Obwohl 51 % der EU-Bevölkerung Frauen sind, arbeiten nur 67 % von ihnen. Nur 31 % aller Unternehmen werden von Frauen gegründet bzw. geführt. Weltweit machen Frauen nur 39 % der Erwerbsbevölkerung aus und erwirtschaften nur 37 % des weltweiten BIP. Dieses Ungleichgewicht bremst das nachhaltige Wachstum, die Innovation und den sozialen Fortschritt.
Studien zeigen, dass das weltweite BIP bis 2025 um 26 % steigen könnte, wenn Frauen im gleichen Maße wie Männer am Wirtschaftsleben teilhätten. Das Geschlechtergefälle ist also nicht nur eine moralische und soziale Frage, sondern auch eine wirtschaftliche Herausforderung.
In unserer Institution spiegelt sich dieses Ungleichgewicht ebenfalls wider: Nur 30 % der Mitglieder sind Frauen.
Deshalb hat der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss beschlossen, seinen prestigeträchtigen „Preis der Zivilgesellschaft“, 2019 den Organisationen zu widmen, die sich für die Förderung einer stärkeren Präsenz von Frauen im sozioökonomischen Gefüge der EU einsetzen. Ausgezeichnet werden sollen mit dem Preis Initiativen und innovative Projekte, die auf die Chancengleichheit von Frauen und Männern und ihre Gleichbehandlung in sämtlichen Bereichen ausgerichtet sind.
Die fünf besten Projekte wurden bereits ausgewählt, und ich bin stolz darauf, dass mit dem Preis Menschen ausgezeichnet werden, die versuchen, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen – nicht nur für Frauen, sondern für unsere Gesellschaft insgesamt!
Diese Ausgabe des EWSA info ist die letzte des Jahres. Deshalb möchte ich Ihnen hier für die hervorragende Zusammenarbeit danken und Ihnen alles Gute für 2020 wünschen.
Isabel Caño Aguilar
Vizepräsidentin für Kommunikation
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