Im Rahmen der diesjährigen Ausgabe der Jugendplenartagung „Your Europe, Your Say“ (YEYS), die der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) am 21./22. März veranstaltete, fand der Vorschlag, an europäischen Schulen ein Pflichtfach Europabildung einzuführen, um den Informationsstand der Bürgerinnen und Bürger im Hinblick auf die Ausübung ihres Wahlrechts zu verbessern, den meisten Zuspruch. Er wird neben drei weiteren ausgewählten Vorschlägen, die den Einsatz neuer Technologien und der sozialen Medien zur Steigerung der Wahlbeteiligung an der Europawahl betreffen, zur Prüfung an das Europäische Parlament übermittelt.
Nach zwei Tagen lebhafter Diskussionen und Debatten legten die 99 Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 17 Jahren, die für die Teilnahme an YEYS 2019 ausgewählt worden waren, im Rahmen der abschließenden Plenartagung insgesamt zehn Empfehlungen vor. Im Fokus standen Bildung und soziale Medien, wobei viele Vorschläge sowohl Online-Plattformen als auch Treffen in der „echten“ Welt umfassten, um Politik und Zivilgesellschaft einander (wieder) näherzubringen. Die meisten Stimmen erhielten die folgenden vier Vorschläge:
1. Bei Ohne Bildung keine Wahl wird ein Pflichtfach Europabildung an allen europäischen Schulen vorgeschlagen, das drei Bereiche umfassen sollte: einen praktischen Teil mit Besuchen in den EU-Institutionen, einen theoretischen Teil mit Prüfungen und Präsentationen sowie eine interaktive Plattform mit Quizfragen und Videos.
2. Bei EU&U.EU wird die Erstellung einer Website mit Information zur EU und zur Europawahl angeregt, um durch intensiven Einsatz von sozialen Medien und Multimedia-Inhalten für mehr Transparenz zu sorgen und das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger zu schärfen.
3. Ex-aequo auf dem dritten Platz landeten der Europa E-WAHL betitelte Vorschlag, den jeweiligen Tag der Europawahl zu einem nationalen Feiertag auszurufen und die elektronische Stimmabgabe zu fördern, sowie der Vorschlag Von Dir zur EU zur Vernetzung gesellschaftlicher Bewegungen und Politik, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Darüber hinaus erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler folgende Vorschläge:
#Insta (nt) Wahl: Die Social-Media-Accounts der EU sollten attraktiver gemacht werden, indem hochwertige, direkt an junge Menschen gerichtete Inhalte geboten werden, etwa kurze Videos und Statements von Influencern, die sensibilisieren und die Teilhabe stärken sollen.
Netz junger Europäerinnen und Europäer: Vorgeschlagen wird die Einrichtung einer Internetplattform, die über die EU-Politik und ihre Grenzen informiert, unterschiedlichste Menschen aus ganz Europa zusammenbringt und Debatten anregt, wobei auf der Plattform auch Projekte organisiert und deren Ergebnisse veröffentlicht werden sollen.
Finde deine Stimme: Der Vorschlag umfasst zwei Bereiche: ein drei Mal jährlich stattfindendes Gipfeltreffen, bei dem junge Europäerinnen und Europäer mit Politikerinnen und Politikern zu einem Dialog und verschiedenen Aktivitäten zusammentreffen, sowie eine Website mit interaktiven Inhalten und Informationen.
Gestalte deine Zukunft – sag, was du denkst: Vorgeschlagen wird eine spezifisch an unter 26‑Jährige gerichtete Website, auf der diese ihre Meinung zu verschiedenen Themen formulieren können. Die Standpunkte können von den Nutzern unterstützt oder abgelehnt werden, und die populärsten werden in der Folge dem Europäischen Parlament zur Prüfung vorgelegt.
Bei SharEU wird eine App zur Vernetzung gesellschaftlicher Bewegungen mit den EU-Institutionen vorgeschlagen, wobei Netz-Moderatoren dem Europäischen Parlament monatlich einen Bericht über die geposteten Initiativen vorlegen und so für mehr Bürgernähe sorgen.
Stimmen, die gehört gehören: Vorgeschlagen wird eine Plattform, auf der Initiativen und Reden veröffentlicht werden können, um die Wählerinnen und Wähler dazu zu ermuntern, sich zu engagieren und für ihre Ideen einzutreten. Die Nutzer wählen dann die Initiativen aus, die dem Europäischen Parlament zur Prüfung vorgelegt werden.
EWSA-Präsident Luca Jahier begrüßte die Schülerinnen und Schüler mit den Worten: „Wir müssen dem Beispiel von Greta Thunberg folgen, die Klartext spricht und es damit geschafft hat, in kürzester Zeit sehr viele Menschen zu mobilisieren. Bitte beteiligen Sie sich an diesem Kampf, provozieren Sie, denn Sie kämpfen nicht nur für Ihre eigene Zukunft, sondern auch für unsere.“ Isabel Caño, EWSA-Vizepräsidentin für Kommunikation, sagte zum Abschluss der Veranstaltung: „Hier im EWSA wissen wir, dass sich Kompromisse nur im Wege von Verhandlungen erzielen lassen. Deshalb sind wir stolz, dass wir Ihre Ideen, Ihre Träume, Ihre Begeisterung und Ihre Lösungsvorschläge weiterleiten dürfen.“ EWSA-Mitglied Irini Pari, die YEYS im Jahr 2010 ins Leben gerufen hat, fügte hinzu: „Jede Herausforderung ist eine Chance – ihr habt uns das gezeigt. Lasst euch nicht von der Angst überwältigen, öffnet einfach eure Flügel. Europa gehört euch, die Welt gehört euch.“
Hintergrund
Die Aufgabenstellung für die Schülerinnen und Schüler lautete, sich Gedanken über die Europawahl 2019 zu machen und Vorschläge zu folgenden Schlüsselfragen zu unterbreiten:
- Wie kann die repräsentative Demokratie in Zukunft gestärkt werden?
- Welche Art des politischen Engagements ist über die Teilnahme an der Europawahl hinaus möglich, und wie würden Sie sich daran beteiligen?
- Was sollte Ihrer Meinung nach getan werden, um die Wahlbeteiligung bei der Europawahl zu erhöhen?
Die 33 Schulen wurden in einem elektronischen Losverfahren für die Teilnahme an der Jugendplenartagung ausgewählt. Teilgenommen haben je eine Schule aus den 28 EU‑Mitgliedstaaten und den fünf Kandidatenländern (Albanien, Nordmazedonien, Montenegro, Serbien und Türkei). Zur 10. Ausgabe von YEYS ging eine Rekordzahl von 1 038 Bewerbungen ein.
Die Jugendplenartagung „Your Europe, Your Say!“ (YEYS) wird vom Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA), der Stimme der Zivilgesellschaft in Europa, ausgerichtet und ist die zentrale Jugendveranstaltung des EWSA. Ziel dieser EWSA-Initiative ist es, die Ansichten, Erfahrungen und Ideen der jüngeren Generation in die EU-Politikgestaltung einfließen zu lassen. Der EWSA will seine Beziehungen zur britischen Zivilgesellschaft auch über den Brexit hinaus aufrechterhalten und weiter stärken. Daher hat er beschlossen, auch britische Jugendliche an YEYS zu beteiligen, obwohl das Vereinigte Königreich aller Voraussicht nach nicht an der Europawahl 2019 teilnehmen wird.
Weitere Einzelheiten zu YEYS 2019 finden Sie auf dem offiziellen Internetportal der Veranstaltung.