In der Zeit der sozialen Distanzierung habe ich unterschiedliche Stimmungslagen durchgemacht. Auf meine anfängliche große Sorge über die Auswirkungen der Pandemie in meinem Heimatland und einige Wochen später in der ganzen Europäischen Union folgte eine zweite Phase der Reflexion. Ich machte mir Gedanken, wie man dieser dramatischen Situation – von der ich niemals gedacht hätte, dass ich sie je werde erleben müssen – am besten begegnen kann.

In jenen Tagen, als ich sah, wie viele Menschen vom Virus betroffen waren und wie viele ihr Leben verloren hatten, fragte ich mich, warum wir keine wirklich gemeinsame Gesundheitspolitik haben. Die unglaublichen Koordinierungsprobleme auf EU-Ebene haben meine Sorgen bestätigt, die durch den Mangel an Solidarität noch verstärkt wurden.

In den kommenden Wochen wird sich weisen, ob die Mitgliedstaaten ihre nationalen Egoismen ablegen können, um im gemeinsamen Interesse wichtige Lösungen für die objektiven sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger und der Unternehmen in der Europäischen Union bieten zu können. Jenen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder deren Arbeitsplatz gefährdet ist, sind wir konkrete Antworten schuldig.

Diese äußerst schwierige Situation hat uns aber auch die strategische Rolle vieler Berufsgruppen vor Augen geführt: ich denke da an Ärzte, Krankenpfleger, Ordnungskräfte, den Zivilschutz sowie Landwirte und Beschäftigte in der Lebensmittelkette. Sie haben stets dafür gesorgt, dass es uns an einem so grundlegenden Gut wie dem Essen nie gefehlt hat, was man in Bezug auf Masken, Testkits und Schutzausrüstungen für die in Krankenhäusern und vor Ort tätigen Menschen nicht behaupten kann.

Was insbesondere meine Gefühle während des Lockdowns betrifft, so kann ich sagen, dass mir meine Familie, die Arbeit, persönliche Kontakte und die Freunde gefehlt haben. Andererseits konnte ich mich aber auch darauf zurückbesinnen, was im Leben wirklich wichtig und schätzenswert ist und was ich zuvor oft vernachlässigt hatte. Wenn wir wieder zum normalen Leben zurückkehren können, werde ich mich in erster Linie jenen widmen, die mir am nächsten stehen: Familie und Freunden.

Die Pandemie wird sich nicht nur beträchtlich auf die Wirtschaft, sondern auch auf die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger auswirken. Deshalb müssen wir versuchen, die neue Normalität so gut und so nachhaltig wie möglich zu leben. Wir sind es uns selbst schuldig. Noch mehr sind wir es aber all jenen schuldig, die aufgrund des Coronavirus nicht mehr da sind. Diesen Menschen gelten auch meine letzten Gedanken.