Christa Schweng: Was ich persönlich aus der Coronavirus-Epidemie gelernt habe

Als die österreichische Regierung am 13. März – einem Freitag im Übrigen – beschloss, das Land ab dem folgenden Montag in den Lockdown zu schicken, änderte sich die Atmosphäre in Wien völlig: In diesen Tagen fühlten sich die gewohnten Gänge durch die Stadt seltsam an, da sich die Menschen alle gegenseitig misstrauisch beäugten.

Meine Arbeit hat sich mit den Ausgangsbeschränkungen dramatisch verändert: Die österreichischen Sozialpartner haben sehr schnell ein neues Kurzarbeitsprogramm für die Covid-Krise ausgearbeitet, das eine Lawine an Fragen seitens der Unternehmen ausgelöst hat. Da EU-Sozialthemen mein Fachgebiet sind, musste ich plötzlich knifflige Fragen rund um die Kurzarbeit in Österreich beantworten.

Mir war bewusst, dass sich meine Antwort auf die Entscheidung eines Unternehmens darüber auswirkt, ob sich Kurzarbeit auszahlt oder unfinanzierbar ist und die Arbeitnehmer daher sofort gekündigt werden müssen – was mir einige schlaflose Nächte bereitet hat.

Ich habe viel an die Arbeitgeber gedacht, die vor schwierigen Entscheidungen standen, und an ihre Arbeitnehmer, die Angst um ihren Arbeitsplatz hatten. Ich habe an die Eltern mit Volksschulkindern gedacht, die wochenlang die Rolle der Lehrkräfte übernehmen mussten, und an die Familien, die nicht über die notwendige technische Ausrüstung verfügten, die ihre Kinder für den Fernunterricht benötigen. Ich habe an die Menschen gedacht, die allein leben und die niemandem haben, um über ihre Ängste zu sprechen. Und mir hat meine Tochter im Teenageralter leidgetan, die die Treffen mit ihren Freundinnen und Freunden vermisste.

Von zu Hause zu arbeiten, war für mich nichts Neues, da ich dies schon seit Jahren mache. Mir ist jedoch bewusst geworden, dass viele Menschen damit Schwierigkeiten haben, weil ihnen entweder die Ausrüstung, der Platz, die Ruhe oder auch die Kontakte mit den Kolleginnen und Kollegen fehlen.

Ob Covid-19 unser Leben langfristig verändern wird, kann ich nicht beurteilen, aber ich habe für mich persönlich einiges gelernt:

  1. Man kann zu Hause genauso produktiv arbeiten wie im Büro.
  2. Eine dreistündige Sitzung in Brüssel kann man auch online abhalten.
  3. Mit seinen Liebsten zusammenzuleben, ist ein Segen – ganz besonders in Zeiten von strikten Ausgangsbeschränkungen.
  4. Skype-Sitzungen können Gespräche mit Eltern und Freunden nicht ersetzen: Treffen von Angesicht zu Angesicht sind von unschätzbarem Wert!